27 Dezember 2006

Ein gutes Neues Jahr ...


...wünscht das Magazin für Theologie und Ästhetik
allen Leserinnen und Lesern!

20 Dezember 2006

Frohe Weihnachten!


... wünscht Ihnen das
Magazin für Theologie und Ästhetik!

09 Dezember 2006

Robert Rosenblum (1927-2006)

Am vergangenen Mittwoch, dem 6. Dezember 2006, ist der amerikanische Kunsthistoriker Robert Rosenblum in Greenwich Village gestorben. Bekannt geworden ist Rosenblum vor allem durch seine Publikation "Modern Painting and the Northern Romantic Tradition, London 1975" (Die moderne Malerei und die Tradition der Romantik. Von C. D. Friedrich zu Mark Rothko, München 1981), in der er die Moderne aus der romantischen Tradition heraus entwickelt und damit "einen neuen Kanon" (W. Hofmann) prägte.

"Robert Rosenblum, 79, Curator and Art Historian, Dies" (New York Times)

01 Dezember 2006

Heft 44 des Theomag ist erschienen

Das 44. Heft des Magazins für Theologie und Ästhetik ist erschienen. Das Heft ist ein so genannter CONTAINER mit verschiedenen Themenschwerpunkten.

Das Heft enthält u.a. folgende Beiträge und Aufsätze:

Editorial

ARTIKEL


Défendre des images défendues / Zur Verteidigung verbotener Bilder
Zeitgenössische Neuinterpretationen von Leonardo da Vincis Abendmahl
Jérôme Cottin

'Hin - und weg'
Zwei subjektphilosophische Texte zu Nähe und Ferne vor gesellschaftskritischem Hintergrund von Bildungs- und Beziehungsfähigkeit
Frauke Annegret Kurbacher

Re-Lektüren
Über Google-Print und das seltsame Vergnügen, alte Texte zu lesen
Andreas Mertin

REVIEWS

Du spirituel dans l’art - Spirituelles in der Kunst
Jérôme Cottin

Seelsorge
Christoph Fleischer

Stein gewordene Geschichte
Andreas Mertin

MARGINALIEN

Kunstschätze
Museen virtuell
Andreas Mertin

SPOTLIGHT

Im Labyrinth XXXI
Erscheinungen im Cyberspace
Andreas Mertin

Lektüren XXVII
Aus der Bücherwelt
Andreas Mertin

White Cube XXIII
Ein Kunstwerk werden - Der Sehgalblog
Jörg Herrmann

Public Istanbul

"Istanbul, eine der größten und bedeutendsten Metropolen auf dem europäischen Kontinent, unterliegt gegenwärtig einer Reihe von Transformationsprozessen, die sich sowohl auf politischer und kultureller aber auch auf räumlicher Ebene abbilden."

Im Rahmen des Projekts "Soziologie der Globalisierung" des Lehrstuhls für Architektur der Bauhaus-Universität Weimar soll eine Tagung unterschiedliche Perspektiven der aktuellen Stadtentwicklung zusammentragen und diskutieren. Eingeladen sind internationale WissenschaftlerInnen der Soziologie, Geographie, Ethnologie, Politologie, Geschichte, Stadtplanung, Architektur, Kulturwissenschaften und Kunst.

PUBLIC ISTANBUL - Die Stadt und ihre Räume der Öffentlichkeit, 19. bis 20. Januar 2007, Institut für Europäische Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar, Bauhaus-Str. 7b, 99421 Weimar.

Weitere Informationen

28 November 2006

Äußerliches Christentum

Die heute veröffentlichte EKD-Handreichung "Klarheit und gute Nachbarschaft. Christen und Muslime in Deutschland" ist leider kein Fortschritt in der Sache, ja in manchen Akzentuierungen sogar ein Rückschritt. Schon die Titelwahl macht deutlich, dass es zunächst um "Klarheit" geht, m.a.W. um Verdeutlichungen von Positionen und Befragungen des Gegenübers. Dazu gehören dann Äußerungen wie "Ihr Herz werden Christen jedoch schwerlich an einen Gott hängen können, wie ihn der Koran beschreibt und wie ihn Muslime verehren." Das wird formuliert, um zu verdeutlichen, dass es "keinen gemeinsamen Glauben und erst recht keine gemeinsame Verkündigung oder Frömmigkeitspraxis" mit Muslimen gebe.

Mag sein, dass derartige Klarstellungen in die heutige Zeit passen, hilfreich sind sie gewiss nicht. Auch die Verweise auf islamistische Auffassungen fördern die Begegnung kaum, stehen sie doch in der bundesrepublikanischen Realität in keinem angemessenen Verhältnis zur Realität der Muslime. Hier reagiert die EKD auf einen Medienhype, aber nicht auf konkrete Herausforderungen.

Auch weitere Bestimmungen finde ich wenig produktiv, etwa die zum gemeinsamen Gebet. Ich finde, wir sollten es der Souveränität Gottes überlassen, ob er das gemeinsame Gebet mit Muslimen annimmt oder nicht.

Immer noch wird in manchen Teilen der Schrift das Christentum rein äußerlich begriffen. Das wird vor allem im Abschnitt über die Überlassung von Kirchengebäuden an Muslime deutlich: "Völlig anders verhält es sich mit einem möglichen Verkauf von Kirchen an muslimische Gemeinden und die damit verbundene Umwidmung einer Kirche in eine Moschee. Obwohl Kirchengebäude aus reformatorischer Sicht nicht als heilige Räume gelten, muss man doch sehr wohl zwischen ihrem Gebrauchswert und ihrem Symbolwert unterscheiden." Da muss man doch nach dem Schriftbeleg für diese Auffassung fragen. Ist das biblisch oder reformatorisch begründet? Ich glaube nicht, vielmehr handelt es sich hier um in einem mehrfachen Wortsinn 'schlichte' Kirchenpolitik. Christentum wird hier zum Habitus, zur Ostentation. Nur die Außenwirkung zählt. Das ist keine Klarheit, sondern die Verunklärung des christlichen Glaubens.

27 November 2006

Tino Sehgal

Kunstverein Hamburg - 30. November 2006 bis 14. Januar 2007

"Die Arbeit von Tino Sehgal besteht aus Situationen, die sich dadurch entwickeln, dass er Personen bestimmte Handlungen im Kunstkontext ausführen lässt. Eine solche Aktion kommt zum Beispiel zum Ausdruck, wenn sich eine als Museumswächterin wahrgenommene Frau dem Besucher zuwendet und mit klarer Stimme „This is Propaganda“ singt. Obwohl Sehgal bei der Wahl seiner Interpreten deren Funktion innerhalb seiner Produktion genau reflektiert und die jeweiligen Handlungen akribisch einstudieren lässt, verbleibt bei der Ausführung seiner Handlungsanweisungen viel Raum für Unvorhergesehenes. Dieser Faktor wird vor allem durch die Reaktion des Publikums noch gesteigert." [Mehr ...]

[Pressebericht in der WELT ...]

Jörg Herrmann, ständiger Mitarbeiter und Autor des Magazins für Theologie und Ästhetik, ist in das dem entsprechende Kunstwerk im Hamburger Kunstverein involviert und wird seine Erfahrungen in einem eigenen Blog, dem Sehgalblog, reflektieren.

23 November 2006

Crossing Jordan

Fotografische Arbeiten und Fundstücke aus Israel
von Wilfried H.G. NeuseAusstellung im Rahmen 125 Jahre Johanneskirche Düsseldorf
Zeitraum: Ausstellung vom 19. 11. bis 3. 12. 06
Ort: Johanneskirche Düsseldorf, Martin-Lutherplatz

14 November 2006

M(TV)ediale Verklärung

"Whatever is, is right" (Alexander Pope)
oder
Kulturindustrie ist die "willentliche Integration ihrer Abnehmer von oben" (Th. W. Adorno)

[Zur Verklärung ...]

10 November 2006

Gott ist tot!?


Auch mehr als 120 Jahre nach Friedrich Nietzsches Feststellung "Gott ist tot" ist das Verhältnis der spätmodernen, aufgeklärten Gesellschaft zur christlichen Religion und ihren Bildprogrammen nicht als erledigt zu betrachten und durchaus auch von einer gewissen Unsicherheit bestimmt. Offensichtlich ist, so Reinhard Hoeps, "auch nach dem Tode Gottes eine entsprechende Trauer- und Gedächtnisarbeit zu leisten". Eine Sonderausstellung mit zwölf Werken europäischer Malerei um und über Christus, begleitet von einer Podiumsdiskussion soll einen neuen Blick auf das Thema eröffnen.

Beides findet in der Situation Kunst statt, einem Gebäude-Ensemble im Park von Haus Weitmar in Bochum. Die Institution mit einer Dauerausstellung bedeutender Werke der Gegenwartskunst führt die Arbeit von Max Imdahl fort, der mit dem Aufbau der Kunstsammlungen auf dem Campus der Ruhr-Universität Studierenden den direkten Umgang mit aktueller Kunst und ihre Vermittlung ermöglicht hatte.

"Gott ist tot!?" Zwölf Werke europäischer Malerei um und über Christus vom 16. Jahrhundert bis heute, 18. Oktober 2006 - 11. Februar 2007, Situation Kunst (für Max Imdahl)
Nevelstr. 29c, Bochum-Weitmar

Für die Podiumsdiskussion am 2. Dezember 2006 ab 10.30 Uhr kann man sich bei Hilke Wagner anmelden.

05 November 2006

Arc d’Light – Lichtbogen

Das Goethe-Institut in Washington zeigt eine Ausstellung mit Werken der Malerin Nicola Stäglich und des Bildhauers Wulf Kirschner. Beide Künstler haben ähnlich lesbare Strukturen entwickelt, um sich in unterschiedlichen Medien mit der Dynamik und Semantik von Licht zu beschäftigen. In ihren neuesten Arbeiten wählt Stäglich Plexiglas als gleichsam immateriellen Malgrund, während Kirschner in Stahl wie in flüssige Farbe hineinarbeitet.

Arc d'Light / Lichtbogen, 8. November 2006 bis 31. Januar 2007, Goethe-Institut Washington D.C.

03 November 2006

Das European Media Art Festival wird 20

Das EMAF zählt zu den bedeutendsten Foren der Medienkunst. Als internationaler Treffpunkt für Künstler, Kuratoren, Verleiher, Galeristen und Fachpublikum hat es Thematik und Ästhetik der medialen Kunst entscheidend mitgeprägt. Jährlich bietet das Festival einen aktuellen Überblick mit Experimentalfilmen, Installationen, Performances, digitalen Formaten und hybriden Formen. Dabei reicht das Spektrum von populären Themen und formalen Experimenten bis zu provokanten Aussagen.

2007 werden der ›EMAF-Award‹ für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst, der ›Dialogpreis‹ und ein Preis für den besten deutschen Experimentalfilm vergeben. Neben den aktuellen Produktionen stehen Bestandsaufnahmen und Ausblicke im Mittelpunkt des Jubiläums. Wie hat die Digitalisierung die künstlerische Produktion verändert? Welche Auswirkungen hat dies für die Distribution und Vermarktung – aber auch für die Rezeption? Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen der künstlerischen und kommerziellen Medienproduktion? Haben sich diese auf Ästhetik, Formsprache und Inhalte ausgewirkt?

Informationen und Anmeldeunterlagen unter Call for Entries 2007.

29 Oktober 2006

Kunst - Glaube

Als Festschrift zum 60. Geburtstag von Gerhard Larcher ist das von Christian Wessely herausgegebene Buch "Kunst des Glaubens - Glaube der Kunst" erschienen.

Das Buch versammelt auf 400 Seiten eine Fülle - vorwiegend katholischer - Untersuchungen und Beiträge zur Thematik aus der Feder renommierter Fachwissenschaftler.

Eine Besprechung erfolgt demnächst im Magazin für Theologie und Ästhetik.

14 Oktober 2006

Kapriolen

Es gibt Situationen, die mögen formalrechtlich zwar einigermaßen klar sein, bleiben in der Sache aber trotzdem unverständlich. Dazu gehört der Umstand, dass etwa Kirchengemeinden, die ihr Kirchengebäude mit moderner Kunst (also etwa Kirchenfenstern) ausstatten, diese nicht im Internet zeigen dürfen und sie auch nicht im Gemeindebrief zeigen dürfen. Rechtlich ist das wohl korrekt so: "Eine barocke Kirchenausstattung ist gemeinfrei, ein moderner Kircheninnenraum, der selbst ein Werk der Architektur ist oder der von modernen Kunstwerken oder Gegenständen der Gebrauchskunst lebt, dürfte daher in der Regel urheberrechtlich geschützt sein." wikipedia zur Panoramafreiheit

Wozu das führt, kann man an der Internet-Beschreibung der berühmten romanischen St. Gereonkirche in Köln sehen. Wer sich hier oder hier über die ebenso berühmten Fenster von Georg Meistermann informieren will, wird darüber belehrt, dass aus urheberrechtlichen Gründen der Blick in die Kirchenkuppel geschwärzt wurde. Das ist absurd. Bei Georg Meistermann führt es dazu, dass so gut wie keine Bilder von ihm heute noch im Internet wahrnehmbar sind. Ob das wirklich im Interesse seines Werkes ist, darf bezweifelt werden.

Hinter die Ohren - oder: Publikumsbeschimpfung

"Den Deutschen mangelt es derzeit an Lust zu lernen und zu arbeiten" meldet epd als vox ipsissima der Kulturbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland. Daher müsse die Lust auf Bildung "neu eingestiftet" werden. Gibt es probate Hilfsmittel? "Auch ein einfacher Gottesdienst vermittle einen Moment religiöser Bildung". Da haben wir gleich eine Erklärung für das schlechte Abschneiden bei der Pisa-Studie: die Deutschen gehen zu selten in den Gottesdienst. So kann man das auch sehen.

09 Oktober 2006

Keine Denkverbote

Der frühere Leiter des Marburger Institutes für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart, Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Schwebel, hat sich für weniger Restriktionen bei der Umnutzung von Kirchen ausgesprochen. Man solle evangelischerseits nicht wie die katholische Kirche verfahren , welche Kirchengebäude eher abreiße, als sie als Restaurant oder muslimische Moschee nutzen zu lassen. Hier dürfe es - auch entgegen der Auffassung der EKD - keine Denkverbote geben. Positiv sei zu bewerten, dass sowohl im Osten wie im Westen Deutschlands Kirchen mit ihrem Gedächtnispozential und aufgrund ihres Identität stiftenden Erscheinungsbildes eine hohe Akzeptanz fänden."

[Mehr ...]

01 Oktober 2006

Heft 43 des Theomag ist erschienen

Das 43. Heft des Magazins für Theologie und Ästhetik ist erschienen. Themen des Heftes sind das Verhältnis von Theater und Religion und die philosophische Bestimmung von 'Haltung'.

Das Heft enthält u.a. folgende Beiträge und Aufsätze:

Editorial

ARTIKEL

Alles nur Theater? Was Religion mit Theater zu tun hat
Eine Text- und Bildcollage
Andreas Mertin

Theater und Religion – Endspiele vor dem Ende
Anmerkungen zu Spielversuchen über die Notwendigkeit der Liebe
Boris Michael Gruhl

Was ist Haltung?
Philosophische Verortung von Gefühlen als kritische Sondierung des Subjektbegriffs
Frauke Annegret Kurbacher

REVIEWS

Hal Hartleys Book Of Life
Ein Ort praktischer Urteilssuche?
Dominik Bertrand-Pfaff

MARGINALIEN

Lügentüncher
Zur Theatralik der Dummheit
Andreas Mertin

SPOTLIGHT

Sinnmaschine Kino
Filmblog des Magazins für Theologie und Ästhetik

Im Labyrinth XXX
Erscheinungen im Cyberspace
Andreas Mertin

Lektüren XXVII
Aus der Bücherwelt
Andreas Mertin

White Cube XXII
Haupt- und Nebenwege für Getty Images
Karin Wendt

26 September 2006

Theater

Die Absetzung von "Idomeneo" an der Deutschen Oper Berlin hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Um eine Gefährdung des Publikums und der Mitarbeiter auszuschließen, hatte sich Intendantin Kirsten Harms entschlossen, von der Wiederaufnahme des "Idomeneo" am 5., 8., 15. und 18. November abzusehen, hieß es in der Mitteilung des Opernhauses. Bei der 1781 uraufgeführten Oper geht es um den Widerstand der Menschen gegen Opfergaben an die Götter. In der Inszenierung von Hans Neuenfels, die bereits während der Premiere im Dezember 2003 auf Publikumsproteste gestoßen war, präsentiert König Idomeneo die abgeschlagenen Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed und stellt sie auf vier Stühle. "Mozarts Oper sei ein radikales Plädoyer für die Selbstbestimmung des Menschen", schrieb Regisseur Hans Neuenfels. Anlass der Absetzung war eine allgemeine Gefährdungsanalyse der Polizei.

Der Regiseeur war von der Absetzung nur in Kenntnis gesetzt worden. Er hält die Absetzung entschieden für einen falschen Schritt: "Das geht so nicht. Wo kommen wir denn da hin? Wenn Frau Harms den Eindruck hat, dass tatsächlich eine begründete Gefahr besteht, dann muss sie an die Öffentlichkeit gehen und das zum Thema machen: indem man das Stück nun erst recht zeigt und zur Diskussion stellt und nicht einfach klein beigibt. Doch sie hatte die Wiederaufnahme bereits abgesetzt ... Die Absetzung des "Idomeneo" aus purer Angst heraus gewinnt unter diesen Umständen eine weit reichende Bedeutung. Es geht hier nicht zuletzt um die Verteidigung unseres abendländischen Kulturverständnisses."

20 September 2006

Kunst und Religion

Im neu erschienenen "Wörterbuch der Religionen", das ich gerade für das Magazin für Theologie und Ästhetik lese und rezensiere, kann man unter dem Stichwort 'Kunst' lesen:

"Während Kunst nicht auf eine Beziehung zum Religiösen angewiesen ist, verhält sich keine Religion zur Kunst indifferent."

Keine Religion verhält sich zur Kunst indifferent? Das ist entweder trivial (weil es ja irgend eine Haltung geben muss) oder unwahr. Wahr wäre es nur, wenn man Kunst so bestimmt, dass der gesamte Gang der europäischen Aufklärung und Moderne im Sinne der Kritik der Darstellungsästhetik außer acht gelassen wird. Konsequent fährt der Text fort:

"Diese Asymmetrie gründet darin, dass Religion auf sinnliche Wahrnehmung angewiesen ist, um Abwesendes sichtbar zu machen."

Bemerkenswert daran ist die Identifikation von Kunst und sinnlicher Wahrnehmung. Nun ist es sicher so, dass Kunst ohne Sinnlichkeit und seit der Romantik auch ohne die Reflexion der sinnlichen Wahrnehmung nicht denkbar ist, andererseits impliziert sinnliche Wahrnehmung keinesfalls schon Kunst. Ich kann daher nicht sehen, dass Religion auf sinnliche Wahrnehmung im Sinne der Kunst angewiesen wäre. Ganz offensichtlich ist sie es nicht. Zumindest nach dem Selbstverständnis der bildkritischen religiösen Traditionen kann auf Kunst zum Sichtbarmachen des Abwesenden verzichtet werden - ganz im Gegenteil: Kunst wäre hier unangebracht. Und bei den den Bildern eher aufgeschlossenen Religionen, kann man nun gerade die fehlende Öffnung zur Kunst bemängeln.

Erst wenn man Kunst im Sinne der mittelalterlichen Tradition der sinnlichen Darstellung, ja der bloßen Illustration fasst, macht die Bestimmung Sinn. Warum man dann aber nicht konsequenter schreibt, dass jede Religion auf sinnliche Getaltung und Darstellung (nicht aber auf Kunst) angewiesen ist, ist mir nicht ersichtlich.

Präziser differenziert dagegen der Artikel zur "Religionsästhetik" zwischen einem anzuwendenden Aisthesis-Begriff und einem kunstphilosophischen Diskurs der Ästhetik als Lehre vom Kunstschönen. Aber auch hier ist das religionsästhetische Interesse an der Nivellierung des neuzeitlichen Differenzierungsgewinns spürbar, wenn abschließend davon gesprochen wird, man müsse die religiöse Massenproduktion "gleichberechtigt" zu Kunstwerken untersuchen.

Religion und Kultur

Im Kapitel über Immanenz und Transzendenz schreibt Rudolf Eucken 1895 in seinem Buch "Die Grundbegriffe der Gegenwart, historisch und kritisch entwickelt" zum Verhältnis von Religion und Kultur:

"Denn das Ganze des menschlichen Daseins erfassen und durchdringen kann sie [die Religion] nicht, ohne in seine Formen einzugehen und sich ihnen anzupassen; sie tritt damit auch in eine Beziehung zur jeweiligen Kulturlage und gerät zugleich in eine gewisse Abhängigkeit von ihr. Nun sind jene Formen ihrer Natur nach unzulänglich für das, was als Wendung des Daseins zum Absoluten alle Größen und Maße der Durchschnittswelt hinter sich läßt. Aber diese Unzulänglichkeit wird so lange nicht peinlich empfunden werden, als jene Anleihe von der Kultur der Höhe der geistigen Entwickelung entspricht; schwere Konflikte sind dagegen unvermeidlich, wenn die Religion in ihrer Gestaltung und Einkleidung eine Phase der Kulturarbeit festlegt, über welche die Bewegung thatsächlich hinausgegangen ist. Daß die Religion die Ansprüche, die sie für die begründenden Thatsachen erheben muß, auch auf jene Zeitform überträgt, ist wohl begreiflich, ja kaum vermeidlich; aber der Zwiespalt, in den sich dadurch weniger die Religion als die Erscheinungsform der Religion mit der Kultur verwickelt, wird dadurch nicht minder schädlich, schädlich vor allem für das Wirken der Religion selbst. Denn so gerät es in tausendfache Hemmungen und sieht sich Feinden gegenüber, denen es sich innerlich weit überlegen fühlt, und die es doch auf dem Gebiete des Zusammenstoßes nicht überwinden kann."

Man kann sich fragen, ob sich der Erkenntnisstand der Kirchen seit dieser Zeit in irgendeiner Weise geändert hat.

Verirrungen

Wie immer man zum Google-Projekt der Digitalisierung der Bücherwelten stehen mag, unbestreitbar ist, dass man dadurch manch Interessantes und auch Lustiges auf die Festplatte herunter laden kann. Nach der Eingabe der Worte 'Kunst' und 'Religion' stoße ich auf Wilhelm Rankes "Die Verirrungen der christlichen Kunst" und lade mir die 56-seitige Schrift im PDF-Format herunter. Es ist eine zum Teil erschreckende, zum Teil durchaus interessante, vor allem aber moralisierende Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen christlichen Kunst aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Insbesondere die nach Italien gegangenen Künstler stehen in der Kritik, statt dessen wird "deutsche" Kunst empfohlen. In nuce zeichnet sich hier schon die Programmatik nationaler Kunst ab.

Abgelehnt wird in der christlichen Kunst alles, was verstörend wirken könnte. Dazu gehört vor allem die Nacktheit (ein undeutsches Phänomen wie der Verfasser anmerkt), aber auch alles dogmatisch Anstößige wie Darstellungen Gottes oder der Trinität. Dann aber soll auch alles religiös Trennende aus der Kunst entfernt werden. Unerwünscht sind daher Darstellungen der Verbrennung von Jan Hus. Das Buch schließt mit folgenden Bemerkungen:

Und offensichtlich sind auch heute, 150 Jahre später, immer noch einige Menschen der Meinung, dass das stimmt.

10 September 2006

Kleiderprojekte

Im Rahmen ihres Projektraumes Satellit zeigt die Galerie Anita Beckers Arbeiten des Labels COLLENBERG/PONICANOVA in der Ausstellung „Kleiderprojekte“. „Ausgehend von grundlegenden Themen des Daseins und deren Manifestationen im Alltag, versuchen wir mit unseren Kleidungsstücken über diese Erscheinungs- und Umgangsformen zu reflektieren.“ (Collenberg/Ponicanova)

Der Projektraum SATELLIT ist am Römerberg in Frankfurt gelegen, zwischen Schirn und Kunstverein. Die Ausstellung läuft vom 09. September bis 11. November 2006.
[Mehr ...]

Yves Netzhammer

In der Ausstellung „Die ungenauen Körper“ mit YVES NETZHAMMER zeigt die Galerie Anita Beckers eine neue Videoinstallation sowie großformatige, zeichnerische Arbeiten, die – in neuer Art und Weise – auf Holzverbundplatten gemalt und freistehend im Raum angeordnet werden. Nachdem 2005 die Kunsthalle Bremen Yves Netzhammer eine groß angelegte Einzelausstellung widmete, waren seine Arbeiten in diesem Jahr in Einzelausstellungen im Museum Rietberg in Zürich und in der Kunstmuseum Solothurn zu sehen. 2007 wird Netzhammer mit seinen Arbeiten im Kontext der Documenta 12 in der Karlskirche in Kassel vertreten sein.

Die Ausstellung ist geöffnet vom 8. SEPTEMBER - 11. NOVEMBER 2006 [Mehr ...]

09 September 2006

Jonathan Meese

Vom 22. September bis zum 22. Oktober zeigt der Hospitalhof in Stuttgart eine Ausstellung mit Malerei und Installation von Jonathan Meese: Dr. Father Brown in Sankt Maria Pfarr. Die Ausstellung ist geöffnet Mo. – Fr. 14 – 17 Uhr; an Sonn- und Feiertagen 11-12.30 Uhr
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Caravaggio

"Nur wenige Künstler haben bereits zu Lebzeiten mit ihren ausdrucksstarken Werken und ihrem bewegten Leben so viel Aufsehen erregt wie der italienische Maler Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610). Noch heute lösen seine von meisterhafter Lichtdramatik und eindringlichem Realismus geprägten Gemälde eine große Faszination auf den Betrachter aus.

Erstmals in Deutschland wird nun dem Meister des italienischen Frühbarock eine eigene Ausstellung gewidmet, die sich ausschließlich auf die Bilderfindungen Caravaggios konzentriert. Die von Jürgen Harten kuratierte, exklusiv im museum kunst palast vom 09.09.2006 - 07.01.2007 gezeigte Schau vereint über 30 Gemälde aus den verschiedenen Schaffensphasen des Malers." [Mehr ...]

04 September 2006

Höchstlandesherrliche Verordnung

„Sinnliche Darstellungen gewisser Religionsbegebenheiten waren nur in einem solchen Zeitraum nützlich oder gar notwendig, in welchem es an geschickten Religionsdienern fehlte, die Unterrichtsanstalten noch sehr selten und ganz mangelhaft waren, und das Volk noch auf einer so niedrigen Stufe der Cultur und Aufklärung stand, dass man leichter durch Versinnlichung der Gegenstände, als durch mündlichen Unterricht und Belehrung auf den Verstand wirken, und dem Gedächtnis nachhelfen konnte.“

Höchstlandesherrliche Verordnung Frankens vom 4. November 1803

Kunstkörperlich - Körperkünstlich

Die Kunsthalle Dominikanerkirche in Osnabrück präsentiert vom 10. September bis 15. November die Ausstellung "Kunstkörperlich - Körperkünstlich. Neue Formulierungen des Menschenbildes in der figürlichen Plastik".

Das Interesse am modernen Menschenbild und das Experiment mit neuen Werkstoffen rücken die figurative Objektkunst seit den siebziger Jahren stärker in den Fokus der jüngeren internationalen Künstlergeneration. Die aktuelle figurative Plastik zeigt ein gewandeltes Menschenbild, das sich auf die Probleme der modernen Gesellschaft und ihrer städtischen Zivilisation bezieht. Die Verstädterung, das veränderte Verhältnis zur Natur und Religion, die Suche nach der eigenen sozialen und kulturellen Identität, die gewandelte Sexualität, das Verhältnis von Körper und Körperbild im Medienzeitalter beziehungsweise im digitalen Zeitalter sind zentrale Aspekte in der neuen Auseinandersetzung von Künstlern mit dem Bild des Menschen.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche kann diese neue Entwicklung in der plastischen Kunst nur beispielhaft zur Diskussion stellen. Sie widmet sich diesem Thema über eine Ausstellungsreihe. Im ersten Projekt werden unter anderem Arbeiten der Deutschen Stephan Balkenhol, Kirsten Geisler, Juliane Jüttner, Volker März, Sandra Munzel, Monke Herbert Rauer, Silke Rehberg, Susanne Ring, Christian Rösner, Lothar Seruset und Cora Volz präsentiert. Darüber hinaus sind Arbeiten der Italiener Aron Demetz und Alba D´Urbano, der Britin Marilène Oliver und des Kanadiers Max Streicher zu sehen.

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29 August 2006

Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?

Die Geschichte der Nacktheit beginnt mit dem Sündenfall. Während die idealisierte Darstellung nackter Körper in der Antike und die Nacktkultur der Neuzeit von der Forschung intensiv betrachtet wurden, ist das Thema in der Mediaevistik bislang kaum behandelt.

Zum Thema Nacktheit im Mittelalter als Phänomen wie als Problem findet vom 3. bis zum 4. November 2006 im Zentrum für Mittelalterstudien ZEMAS der Universität Bamberg eine interdisziplinäre Nachwuchstagung statt.

27 August 2006

KulturRat

Der Deutsche Kulturrat fordert ein stärkeres kulturpolitisches Engagement der Kirchen. Die Kirchen sind "eine kulturpolitische Macht" und müssen sich mehr als bisher in aktuelle Debatten einmischen. Man werde die Kirchen dafür künftig stärker in die Verantwortung nehmen: "Das ist überfällig", sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Der Deutsche Kulturrat widmet sich in der neuen Ausgabe seiner Zeitung "Politik und Kultur" dem Themenschwerpunkt Kultur und Kirche. Zimmermann sagte, das Thema sei "bisher noch unterbelichtet" und "nicht wirklich ausdiskutiert".

Im nächsten Magazin für Theologie und Ästhetik wird das Papier ausführlicher vorgestellt und kommentiert.

21 August 2006

Madonna

»My idea is to take these iconographic symbols that are held away from everybody in glass cases and say ›Here is another way of looking at it. I can hang this around my neck. I can have this coming out of my crotch if i want.‹ The idea is somehow to bring it down to a level that people can relate to«.
(Madonna 1993)

»Meine Show ist kein konventionelles Rockkonzert, sondern eine dramatische Umsetzung meiner Musik. Und wie im Theater stellt sie Fragen, provoziert zum Nachdenken und nimmt den Zuschauer mit auf eine emotionale Reise, in der Gut und Böse, Hell und Dunkel, Freude und Trauer, Verdammnis und Erlösung dargestellt werden. Ich versuche nicht, jemanden zu einer Lebensweise zu bekehren, ich stelle sie nur dar. Und es bleibt dem Publikum überlassen, seine eigenen Entscheidungen und Urteile zu fällen.«
(Madonna 1990)

Si tacuisses

Margot Käßmann, Bischöfin in Hannover, hat im Interview mit der kirchlichen Nachrichtenagentur epd ihre Äußerungen zu Madonna zu korrigieren gesucht. Nein, zum Boykott habe sie nicht aufgerufen. Das ist verwunderlich, weil die Nachrichtenagentur dpa sie in wörtlicher Rede zitiert: "Ich rate dazu, Madonna zu ignorieren, denn das dürfte sie am meisten treffen." Ihre Intention, Madonna zu bestrafen, ist unverkennbar. Wer Christen in ihren religiösen Gefühlen verletze, gehöre ebenso verletzt - wenn auch nur finanziell. Das ist wenig plausibel und im Lichte von Mt 5,39 (Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar) wäre es auch unevangelisch. Aber wen kümmert das schon?

Heute nun benennt die Bischöfing ihr Dilemma so: "Ignorieren wir sie aber, kann leicht der Eindruck entstehen, dass es uns gleichgültig ist, wenn wichtige christliche Symbole für Spaß und Show-Zwecke vermarktet werden." Da fragt man sich natürlich, was sie überhaupt vom Konzert wahrgenommen hat. Die Kreuzigungsszene als Ausdruck von Spaß und Show? Erinnern wir uns, dass Madonna ihre Inszenierung als symbolische Geste mit der Aids-Katastrophe in Afrika verbindet. Und das ist nicht erlaubt? Wer ist legitimiert, so etwas zu sagen?


Das weitere Gespräch mit epd verschlimmert das Ganze erheblich. Dort sagt sie: "So eine Inszenierung verletze neben Christinnen und Christen auch all jene Menschen, die persönliche Erfahrungen mit Leiden hätten." Implizit unterstellt Frau Käßmann Madonna also, keine eigenen Erfahrungen mit Leiden zu haben. Das ist natürlich blanker Unsinn und theologisch zudem hochbrisant. Seit wann dürfen Theologen dekretieren, dass jemand so wenig Erfahrungen mit Leid hat, dass er sich dazu nicht äußern darf? Sind es nicht gerade Theologen, die mit "geborgtem Leid" predigen?

Darüber hinaus: Spätestens seit Albrecht Dürer ist die künstlerische Christusidentifikation etabliert. Dafür stehen neben Dürer auch James Ensor oder Josef Beuys (letzterer mit der Fußwaschung im Rahmen der Aktion Celtic). Und all das ist illegitim? Und wer hat das Recht, das zu entscheiden?

Da kann man nur zum Schluss kommen: Wenn Du geschwiegen hättest, wärest Du Theologin geblieben!

Altes Eisen

Im vorstehend erwähnten Interview von Margot Käßmann über Madonna kommt auch noch folgende Äußerung vor: "Vielleicht kann ein alternder Star nur noch zusätzliche Aufmerksamkeit erregen, wenn er religiöse Gefühle verletzt". Das ist interessant, denn Madonna ist jünger als Margot Käßmann. Nach der Definition der Bischöfin gehören Menschen mit 48 Jahren also schon zum alten Eisen und versuchen daher krampfhaft, Aufmerksamkeit zu erregen. Wieviel Selbsterkenntnis oder sagen wir Verdrängung hinter diesen Anwürfen steckt, kann man nur vermuten.

Schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass Margot Käßmann sich hier zynisch die Argumentation der neoliberalen Wirtschaft zu Eigen macht, welche alle Menschen über 45 Jahren als für den Erwerbsprozess zu alt ansieht. Wird das jetzt Sprache der Kirche, alle über 45-Jährigen als alternde Menschen zu bezeichnen? Sozialethisch ist das jedenfalls ein Skandal.

Nachtrag vom 22.08.: Hier noch ein paar treffende sueddeutsche Notizen zur Venus aus der Diskokugel ...

20 August 2006

Antikatholische Äußerung?

"Sich selbst an die Stelle Jesu zu setzen, auch nur symbolisch, ist eine Selbstüberschätzung ungeheuren Ausmaßes", sagte die Bischöfin Margot Käßmann heute gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Wen sie damit wohl gemeint haben kann: Petrus, den Papst, Franz von Assisi oder vielleicht gleich alle Christen? Ach nein, es war nur Madonna, deren Werk Frau Käßmann nicht kennt. Vermutlich wollte sie auch nur mal wieder in den Medien präsent sein.

Vielleicht aber sollte Frau Käßmann doch noch einmal Matthäus 16,24 nachschlagen, worauf Madonna ja im Kontext ihres Aids-Engagements hier anspielt. Der Befreiungstheologe Mark D. Hulsether erörterte vor einigen Jahren die Frage, inwieweit Madonnas Clips unter befreiungstheologischen Perspektiven gelesen werden können. Ein ideales Lied müsste demnach eine Geschichte erzählen, die auf der Opferseite Partei nimmt und sich distanziert von allen rassistischen Verzerrungen des Christentums. Das Augenmerk müßte auf den Leiden und Ungerechtigkeiten liegen und Wege aufweisen, diese zu verändern. Es sollte Jesu Tod nicht auf die individuelle Beziehung von Christ und Christus reduzieren, sondern seine soziale Komponente und seinen solidarischen Aspekt betonen. Die Kirche müsste darin als Ort des Eintretens für soziale Gerechtigkeit erscheinen. Im Blick auf den Rassismus müsste es die afro-amerikanische Kultur fördern, polizeiliche Übergriffe ächten und verhindern, dass Farbige zu Sündenböcken gemacht werden. Im Blick auf den Feminismus sollte es sexuelle Gewalt kritisieren und die erotische Komponente des Glaubens betonen. Und Hulsether stellt fest: Madonnas 'Like a prayer' beinhaltet jedes Element dieser Wunschliste, gefördert von einem bevorzugten Rollenmodell unserer Jugend. Hulsether hält den Clip für eines der wirkungsmächtigsten Beiträge zur Befreiungstheologie, die er je in den Massenmedien gesehen habe.

Aber Frau Käßmann ist eben auch keine Vertreterin der Befreiungstheologie und schon gar keine feminstische Theologin. Aber vielleicht ist Madonna so nett und lässt Frau Käßmann künftig in Ruhe.

Wie man Madonna anders, aber durchaus auch kritisch wahrnehmen kann, beschreibt Hannelore Schlaffer in der ZEIT: Danach "wird Madonna ans Kreuz geschlagen, an eine mit Quadraten überzogene Konstruktion, die von Donald Judd sein könnte und durch geometrische Sterilität jeglichen blasphemischen Gedanken blockiert. Da hängt sie, klein und mit einem Kranz im Haar – oder ist es doch eine Dornenkrone? –, eher wie eine gerettete Ophelia denn wie eine Parodie auf den Gekreuzigten und singt Live to Tell."

Kirchenbau II

"Ich sehe jetzt ab von der unheimlich übertriebenen Höhe der Bethäuser, von ihren maßlos in die Länge gezogenen Langhäusern oder ausschweifend unnützen Breiten, von ihrem aufwendigen Unterhalt und den phantastischen Gemälden: Während diese Dinge die Blicke der Beter auf sich ziehen, bis sie sich die Hälse verdrehen und das Aufkommen der Andacht verhindern …, aber es ist nun einmal so und mag zur Ehre Gottes geschehen."

Bernhard von Clairvaux (1090-1153)

19 August 2006

Kirchenbau I

"Das geziemendste und größte Stift und Gotteshaus, darin Gott soll angebetet werden, ist die Welt. Die aber Kirchen bauen und Klöster und Kapellen und Bethhäuser, die wollen die Göttliche Majestät in einen Winkel zwingen, als ob sie nicht an allen Stätten könnte gleich gnädig sein".

Jan Hus (1370-1415)

18 August 2006

Happy Believers

"Ausgehend von der Beobachtung eines wieder erstarkenden Interesses an Religiösität und Glaubensphänomenen fragt die 7. Werkleitz Biennale unter dem Titel „Happy Believers“ nach der Rolle des Glaubens in der heutigen Gesellschaft. „Woran glauben wir heute?“ und „Warum glauben wir?“ sind zentrale Fragestellungen der künstlerischen Beiträge. Dabei geht es keineswegs nur um Glauben im religiösen Sinn. Kirchentagsbesucher, Zen-Buddhisten, Fußballfans, Markenfetischisten und Hobbyastrologen – sie alle haben ihren eigenen ‚Glauben’.

Vor dem Hintergrund von Individualisierung und Globalisierung scheint sich eine neue Sehnsucht nach Sinn und Ganzheitlichkeit sowie immer häufiger auch nach einem kollektiven Gemeinschaftsgefühl zu formen. In ‚Patchwork-Religionen’ setzen sich Menschen ihren persönlichen Glauben aus den verschiedensten Quellen zusammen: Happy Believers. Dem gegenüber steht eine Welle medialer Inszenierungen, in der Glaube für politische und ökonomische Zwecke eingespannt wird. Die Arbeiten der 7. Werkleitz Biennale untersuchen dieses Spannungsfeld aus ganz unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven: Arbeiten, die die Faszination und Glücksmomente des Glaubens aufzeigen sind ebenso vertreten wie Ansätze, die sich kritisch mit der Instrumentalisierung von Religion beschäftigen. Eigens für die Biennale in Auftrag gegebene Arbeiten befassen sich mit den konkreten Glaubensformen vor Ort, in dem Bundesland mit der höchsten Konfessionslosigkeit.

Auch in diesem Jahr wird ein Großteil der Künstler/innen für die Dauer des Festivals anwesend sein. Die Biennale versteht sich damit erneut als Raum für einen intensiven Austausch zwischen Künstler/innen, Kulturproduzent/innen und Publikum.

Die 7. Werkleitz Biennale „Happy Believers“ wird kuratiert von Anke Hoffmann, Solvej Ovesen, Angelika Richter und Jan Schuijren."

Das Programm und eine umfassende Künstler/innenliste der 7. Werkleitz Biennale finden Sie im Netz unter www.werkleitz.de/happy_believers.

09 August 2006

documenta-Blick

Einen Rückblick auf 50 Jahre documenta und einen Blick auf die kommende documenta bietet hr-online. Vorgestellt werden die bisherigen Ausstellungen, ihre Macher und einige Künstler im O-Ton mit ihren Erfahrungen der jeweiligen documenta. Im O-Ton auch die Visionen des nächsten documenta-Leiters Buergel.

Eine interessante Seite zur Vorbereitung auf den Besuch in Kassel im nächsten Jahr.

08 August 2006

Karikaturenstreit

Den bisher besten Beitrag zum Thema "Karikaturenstreit" hat die Comic-Serie Southpark abgeliefert. Gleich zwei Folgen (1003 und 1004) beschäftigen sich auf ätzend ironische und zugleich aufklärerische Weise mit dem Bild Mohammeds und der Meinungsfreiheit. Da noch nicht absehbar ist, wann die 10. Staffel in Deutschland ausgestrahlt wird, hier der Hinweis auf die Folgen bei Dailymotion
Cartoon Wars Part I + (Episodeninfos)
Cartoon Wars Part II + (Episodeninfos)

Dümmer geht's nimmer II

Als wenn die Deutsche Welle zeigen wollte, dass sie auch mit der taz konkurrieren kann, hat sie heute einen Kommentar zum anstehenden Madonna-Konzert abgesetzt, bei dem man sich wirklich fragt, wofür man eigentlich Rundfunkgebühren zahlen soll. Zustimmungsfähig - so spöttelt Darius Cierpialkowski, seines Zeichens Leiter des Moskauer Büros der Deutschen Welle - sei die Kritik an Madonna, da diese eben keine Heilige sei. Beweis? Madonna ist eine notorische Falschparkerin. Zwar habe sie drei Millionen Dollar für Waisenkinder gespendet, schulde aber 2500 britische Pfund für ausstehende Strafmandate in London. Und weil in der Bibel ja steht "Du sollst nicht falsch parken!" kann jemand mit so viel Knöllchen schlecht ein guter Christ sein. Wenn das Ironie sein soll, ist sie daneben gegangen, wenn es Ernst sein soll, verstehe ich es nicht.

Und was zeigt noch, dass Madonna nichts vom christlichen Glauben versteht? Dass sie vor 40.00 Besuchern auftreten will. "Statt sich in Demut und Bescheidenheit zu üben, legt sie einen Hang zum Megalomanen an den Tag." Auch das macht kein Christ - weshalb eben auch der Papst keiner sein kann, denn der tritt sogar vor Millionen auf und der organisatorische Aufwand dürfte um ein Vielfaches größer sein.

Also - Entschuldigung liebe taz-Leute - ihr habt mit der Deutschen Welle Euren Meister an dummdreister Kommentierung von Populärkultur gefunden.

07 August 2006

Dümmer geht's nimmer

Die taz ist für eine differenzierte Kommentierung von Kulturphänomenen nicht gerade berühmt. Wenn es um die klischeehafte Darstellung etwa von religiösen Vorgängen geht, steht sie der BILD-Zeitung in nichts nach. Jüngstes Beispiel: der Kommentar zu den Protesten der römischen Kurie gegen Madonnas Inszenierung einer Kreuzigung bei ihren Konzerten. Im beinahe archaischen Alt-68er-Jargon pawlowscher Reiz-Reaktion-Schemata wird Madonnas Inszenierung und die Reaktion der römischen Kurie als Hand-in-Hand-Spiel von Kulturindustrie und katholischer Kirche gedeutet. Der Kommentar ist eine Ansammlung von Stereotypen und Klischees. Und natürlich bar jeder Kenntnis des beschriebenen Gegenstands. Madonna habe schon 1989, so schwadroniert der taz-Kommentar, in ihrem Video zu "Like a prayer" einen schwarzen Jesus flachgelegt. Nur dass es sich nicht um einen schwarzen Jesus handelte, sondern um St. Martin de Porres, einen Sohn einer Sklavin und eines peruanischen Adeligen. Da ist Madonna in ihrer Kritik des alltäglichen Rassismus fortschrittlicher als die taz. Und das es nicht um das "Flachlegen" geht - das behaupten nur wahrnehmungsgestörte katholische Geistliche -, sondern um eine 'unio mystica'. Aber Differenzierungen interessieren die taz nicht, solange das Weltbild nur stimmt. Darin wiederum stimmt sie mit der Kurie überein.

03 August 2006

Gerhard Richter für den Kölner Dom

Das neue Südquerhausfenster, dessen Entwurf Gerhard Richter dem Kölner Dom zum Geschenk machte, wird ein bedeutender Beitrag der Gegenwartskunst für den Kölner Dom werden. [Mehr ...]

Inzwischen hat sich eine (fast zu erwartende) kontroverse Diskussion zu den Fenstern entwickelt. [Mehr hier und hier]

Die Finanzierung der Bilder soll durch Spenden geschehen. Wer die Entstehung des Fensters unterstützen möchte, kann das hier tun. Beteiligen Sie sich und fördern Sie die zeitgenössische Kunst in der Kirche!

02 August 2006

Schlimmer geht's nimmer

In einem im Internet publizierten Entwurf einer Orientierungshilfe zur Nutzung von Kirchengebäuden schreibt schreibt die Ev. Kirche Berlin-Brandenburg Schlesische Oberlausitz:

"Bildende Künstler, die dem christlichen Bekenntnis nahe stehen oder sich in einer fruchtbaren Auseinandersetzung mit ihm befinden, können und sollen die Möglichkeit erhalten, ihr Werk in Kirchen auszustellen."

Christen schaut nur auf christliche Bilder! Künftig werden also die PfarrerInnen der EKBO Künstler vorher nach ihrem Glauben fragen, bevor sie sie ausstellen. So weit sind wir also schon, dass nun Bekenntnistreue von Künstlern verlangt wird, bevor sich Christen mit ihnen auseinandersetzen. Wie wäre es mit einer entsprechend von Atheisten und Andersgläubigen gereinigten Kunst? Da bliebe nicht viel übrig. Es ist eine Schande!

Was kommt als nächstes? Dürfen auch nur noch Architekten, die dem christlichen Bekenntnis nahe stehen, Kirchen bauen oder umbauen? Corbusier ade? Darf nur noch Musik in Kirchen gespielt werden, wenn deren Komponisten und die Musiker dem Christlichen etwas abgewinnen können? Werden Literaturlesungen im Raum der Kirche nur noch zu hören sein, wenn die Literaten zuvor ein Bekenntnis abgeben? Und wie steht es mit den Handwerkern, die am "Haus Gottes" arbeiten? Wird man nicht auch von Ihnen verlangen müssen, dass sie Christen sind oder wenigstens dem christlichen Bekenntnis nahe stehen?

Ich bin gespannt, wie der Kunstbeauftragte der EKBO dazu Stellung nimmt und wie er das vor den Künstlern der Gegenwart rechtfertigt!

Dass derartiges im Kontext Kirche schon länger geraunt wurde, ist bekannt. Dass es nun von kirchenleitenden Gremien ratifiziert wird, ist neu!

So gibt es für die herausgebende Stelle alles in allem nur einen vernünftigen Rat:
Das Papier dorthin zu werfen, wo es auch hingehört!

Wie gesagt

Mel Gibson, Produzent des antijudaistischen Machwerks "Die Passion Christi" ist wegen Trunkenheit und antisemitischer Äußerungen festgenommen worden. Nachdem im Kontext seines Films immer wieder bestritten wurde, dass Gibson eine anti-jüdische Haltung habe, machte er nun - freilich volltrunken - während der Auseinandersetzung mit der Polizei die Juden für alle Kriege der Welt verantwortlich und sprach von 'Drecksjuden'. Nun macht man im Vollrausch oft Dinge, die man sonst nicht tun würde, aber man sagt nur Sätze, die schon im Kopf drin stecken. Aber das wollte ja vorher niemand wahrhaben.

Zur Auseinandersetzung mit dem Film und seinen Tendenzen hier mehr ...

01 August 2006

Heft 42 des theomag ist erschienen

Heft 42 des Magazins für Theologie und Ästhetik ist erschienen! Thema des Heftes ist das Verhältnis von Religion und Raum.

Es enthält u.a. folgende Beiträge und Aufsätze:

Moderne - ohne Zukunft?
Zum Umgang mit den Kirchenbauten der Nachkriegszeit
Matthias Ludwig

Pastoralökonomie und Kirchenbau
Conrad Lienhardt

Zur kulturellen Nutzung von Kirchenräumen
Überlegungen am Beispiel der Altonaer Hauptkirche St. Trinitatis
Jörg Herrmann

Stillgelegt?
16 Dorfkirchen im Westhavelland. Eine Ausstellung zur Schrumpfung im ländlichen Raum
Projektgruppe Nennhausen

Kirchenbau, heiliger Raum und architektonische Gestalt
Horst Schwebel

Der Raum schaffende Gott - "Deus in minimis maximus"
Wolfgang Grünberg

Heiliger Raum in profaner Zeit
Dominik Bertrand-Pfaff

Raum und Religion
Thesen zur Diskussion
Jörg Herrmann

Raum und religiöses Gefühl
Eine Anmerkung
Andreas Mertin

Exemplum Religionis Non Structurae
Kirchenbau als Ostentation
Andreas Mertin

Mehr oder doch weniger?
Notizen, angestoßen von einigen Leitlinien der Kirchen
Andreas Mertin

"Zwischen Aufbruch und Abriss"
Ein Tagungsbericht
Andreas Poschmann

Wargames
Militärische Raumsimulationen
Andreas Mertin

Videoclips XXVII
Digitale Videothek
Andreas Mertin

Im Labyrinth XXIX
Erscheinungen im Cyberspace
Andreas Mertin

Lektüren XXVI
Aus der Bücherwelt
Andreas Mertin

White Cube XXI
Netzkunst von Golan Levin
Karin Wendt

29 Juli 2006

Gute Nachrichten II

Anders als der bayerischische Ministerpräsident Stoiber hält der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich neue Gesetzes-Initiativen für kein geeignetes Mittel für einen besseren Schutz religiöser Symbole.

Da kann man gespannt sein, ob Peter Hahne jetzt auch Bischof Friedrich als vorlautes Ratsmitglied denunziert, das ohne Absprache mit dem Rat für Schlagzeilen sorgt und ob er auch hier hinzufügen wird: Es ist stil- und instinktlos, ausgerechnet einem der wenigen Spitzenpolitiker derart vorschnell und vorlaut in den Rücken zu fallen, der sich wie kein anderer für den Schutz christlicher Interessen einsetzt. Oder misst Peter Hahne mit zweierlei Maß?

Vgl. Schlechte Nachrichten und Gute Nachrichten

27 Juli 2006

Heft 42

Das Heft 42 des Magazins für Theologie und Ästhetik, das am 01.08.2006 erscheint, wird sich mit dem Thema "Raum und Religion" beschäftigen. Der Umgang mit dem Raum ist ein in den letzten Jahren zunehmend bedeutsames Thema für Theologie und Kirche geworden. Das Heft enthält Aufsätze, Berichte und Interventionen.

Darüber hinaus gibt es Artikel zum Thema Raumsimulation, Rezensionen und verschiedene aktuelle Kolumnen.

26 Juli 2006

DRAWING RESTRAINT 9

Die Düsseldorfer Filmkunstkinos präsentieren 4. August 2006 Matthew Barneys neuen Film „DRAWING RESTRAINT 9“ open air vor dem NRW-Forum. Auf dem Rasen vor dem NRW-Forum im Ehrenhof, können Sie vom Liegestuhl aus den Film verfolgen: Bei Barneys neuem Film, DRAWING RESTRAINT 9, handelt es sich um eine unkonventionelle Liebesgeschichte mit Barney selbst und Björk in den Hauptrollen. Die Handlung dieses auf einem japanischen Walfangschiff gedrehten Films greift so unterschiedliche Themen wie den Shintoismus, die Tee-zeremonie, die Geschichte des Walfangs und die Eigenschaften von raffiniertem Erdöl auf. Björk hat hierzu die Filmmusik komponiert.

4. August 2006; Filmbeginn mit Einbruch der Dämmerung (zw. 21.30 und 22 Uhr), Eintrittspreis ist 7 / 5 Euro.

Weitere Infos zum Film unter: http://unit.bjork.com/specials/dr9/

25 Juli 2006

Be Irrepressible

Fast 30.000 Menschen haben seit dem 28. Mai 2006 die von Amnesty International ins Netz gestellte Petition Be irrepressible für Meinungsfreiheit und gegen Zensur im Internet unterzeichnet. Auf dem Internet Governance Forum in Athen, wo die UNO im November mit Regierungsvertretern und Unternehmen verschiedener Länder die Zukunft des Internets diskutieren wird, will AI die Online-Petition vorbringen. Auf der Seite werden außerdem blockierte Websites ausschnittweise publiziert und User aufgerufen, diese in ihren Weblogs zu veröffentlichen.

24 Juli 2006

Guggenheim in Bonn

Vom 21. Juli 2006 bis 7. Januar 2007zeigt die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland im gesamten Haus, auf circa 6000 qm, eine der größten und ambitioniertesten Ausstellungen der letzten Jahre. Mit einer Auswahl von 200 Meisterwerken von der Klassischen Moderne bis in die Gegenwart präsentiert sich die Sammlung der Guggenheim Foundation, New York in Bonn. Die Sammlung des Guggenheim Museum ist gerade durch ihre Konzentration auf die umfassende Darstellung des Gesamtwerkes weniger Künstler in großen Werkgruppen einzigartig. Zu diesen Künstlern zählen u. a. Wassily Kandinsky, Paul Klee, Robert Delaunay, Constantin Brancusi, Piet Mondrian und Pablo Picasso. Repräsentative Serien amerikanischer Nachkriegskunst vom Abstrakten Expressionismus (Mark Rothko), der Pop Art (Andy Warhol, James Rosenquist, Roy Lichtenstein) bis zur Minimal und Postminimal Art (Carl Andre, Richard Serra, Robert Morris, Donald Judd, Bruce Nauman) leiten die Sammlung ins späte 20. Jahrhundert über.

Architecture VIII

Das nächste Fundstück in der Architekturreihe bei den Google-Videos ist die Sendai-Mediatheque. Der Neubau der Mediathek in Sendai verkörpert ein neuartiges Konzept in der Architektur. Im Mittelpunkt von Toyo Itos Entwurf steht der Mensch und die Frage nach seiner Behausung im elektronischen Zeitalter. Weitere Infos gibt es hier.

20 Juli 2006

tank.tv

"tank.tv is an inspirational showcase of contemporary moving image. It is dedicated to exhibiting moving images in a free and accessible way. Created by Tank magazine in 2003 as an online gallery space, tank.tv presents a range of films by established and emerging artists. In this way tank.tv acts as a platform for new and innovative works in film and video." Das etwas gewölhnungsbedürftige Design ermöglicht den Zugriff auf zahlreich Videos, die als Stream angeboten werden.

Kurzfilm

shortfilm.de ist das gemeinsame Kurzfilmportal der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen und der AG Kurzfilm, dem Bundesverband Deutscher Kurzfilm.

Aktuelles Thema ist die Frage: Was ist Kino – was ist Kurzfilm?

18 Juli 2006

A Daily Dose of Architecture

Ein Blick auf andere Blogs mit interessanten Themen:

Eine tägliche Ration Architektur von John Hill, einem Architekten aus Chicago, gibt es hier mit vielen Bildern.

17 Juli 2006

Die Insel

Noch bis zum 31. Juli kann man in Berlin Neukölln, Donaustraße / Ecke Erkstraße Die Insel von Christian Hasucha besuchen: Ein grasbewachsener Hügel, luftig hochgestellt und nach Anmeldung zur Nutzung freigegeben. Danach wird die "Insel" wieder entfernt, „zurück bleibt die Erinnerung an eine topografische Überlagerung.“

Die Arbeit wurde realisiert im Rahmen des Kunstprojekts OKKUPATION. Im Anschluss an ein Symposium hatten 14 KünstlerInnen Ideen entwickelt, ästhetisch in den öffentlichen Raum zu intervenieren. Mit ihrer Einladung wollten die Initiatoren Birgit Anna Schumacher und Uwe Jonas den städtischen Raum neu ins Bewusstsein rücken. Alle bereits gelaufenen Projekte sind ausführlich dokumentiert, u.a. der Botanische Lehrpfad Karl-Marx-Straße von Matthias Schamp oder Brothers in mind, eine alternative Bestuhlung öffentlicher Plätze von Ingo Gerken.

14 Juli 2006

Erzähl' mir was vom Tod

Angelehnt an die Metapher der ”letzten Reise" werden die Besucher der Ausstellung "Erzähl mir was vom Tod" zu Reisenden in ein unbekanntes Land und über begehbare Rauminszenierungen mit unterschiedlichen Aspekten und Themen, die zum Tod und darüber hinaus zum Leben dazugehören, vertraut gemacht. Vorgestellt werden Märchen, Mythen und Spiele, die den Menschen in allen Zeiten und im Alltag halfen, das Leben und den Tod zu erklären und letzteren im Alltag nicht zu vergessen. Themen wie ”Alter", ”Zeit", ”Vergänglichkeit" und „Glaube“ werden spielerisch und anschaulich thematisiert. Mit Hilfe eines Reisepasses "führen" sich die Besucher eigenständig durch die 14 Themenräume. [Mehr ...]

Die verleihbare Wanderausstellung wurde entwickelt vom Kindermuseum im FEZ Berlin.


"Erzähl' mir was vom Tod" - Eine interaktive Ausstellung über das Vor und Danach, 19.01.06 bis 16.07.2006, Forum des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover.

13 Juli 2006

Architecture VII

Die Wiener Postsparkasse ist eines der berühmtesten (und meistfotografierten) Jugendstilgebäude Wiens. Es wurde zwischen 1904–1906 als k.k. Postsparcassen-Amt nach Plänen von Otto Wagner in der damals ganz neuen Stahlbetonbauweise erbaut. Ein Feature zur Architektur dieses Gebäudes lässt sich unter den Google-Videos anschauen.

12 Juli 2006

Giuseppe Penone

Giuseppe Penone gehört zu den herausragenden Vertretern der italienischen „Arte Povera“. Sein wegweisendes und international einflussreiches Werk, das sich im Dialog zwischen Kunst und Natur entfaltet, wird im Museum Kurhaus Kleve vom 24.09.06-25.02.07 mit einer großen Ausstellung gewürdigt – der ersten in Deutschland seit rund 10 Jahren. Sie spannt einen Bogen von den frühesten bis zu den jüngsten Arbeiten, von 1968 bis 2005/06, und umfasst auch eine monumentale Außenskulptur von rund 16 m Höhe, die im ehemaligen Klever Kurpark genau gegenüber dem Museum errichtet wird.

10 Juli 2006

Architecture VI

Der Architekt Louis Henry Sullivan ist die herausragendste Figur der ‚Schule von Chicago’. Von ihm stammt die in der Geschichte der modernen Architektur häufig zitierte Formel „form follows function“. Sullivans erstes großes Projekt war das Auditorium Building in Chicago. In dem Gebäudekomplex befinden sich ein Luxushotel, Büroräume und ein Opernsaal.

Unter den Google-Videos findet sich ein Feature zu diesem Thema.

Baukunst

Die Hinweise auf Google-Videos zur Architektur können nun durch einen Hinweis auf die seinerzeitigen Begleitinformationen der deutschsprachigen Ausstrahlung der Serie bei ARTE ergänzt werden.

09 Juli 2006

Film des Monats Juli 2006

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit
empfiehlt als Film des Monats Juli 2006

Esmas Geheimnis

Österreich/Bosnien und Herzegowina/Deutschland 2005
Regie: Jasmila Zbanic
Drehbuch: Jasmila Zbanic

Trailer


Die alleinerziehende Esma lebt mit ihrer 12-jährigen Tochter Sara in Grbavica, einem Stadtteil von Sarajewo. Für Mutter und Tochter gilt es zunächst, den Alltag zu bewältigen. Die soziale Unterstützung reicht nicht aus, ... [Mehr ...]

Magazine der Zukunft

Wie könnten künftig Magazine aussehen, wenn sie alle Möglichkeiten der Multimedia-Präsentation ausschöpfen? Das neuerdings auch online greifbare Kinomagazin Treffpunkt Kino gibt vielleicht einen Vorgeschmack davon. Das Magazin - die Herausgeber nennen es Livepaper - ist personalisierbar, extrem multimedial, aber auch gewöhnungsbedürftig. Denn anders als man es von Druckmedien gewöhnt ist, verändern sich die Bilder, so dass in der Regel ein zweiter oder auch dritter Blick notwendig ist. Ob man künftigf so Broschüren und Aufsätze lesen wird? Ein interessantes Experiment mit Zukunft.

Die Realität von Kunst und Kirche

Auf dem diesjährigen Kunstempfang des bayerischen evangelischen Bischofs wurde wieder einmal die traurige Realität des gestörten Verhältnisses von Kunst und Kirche deutlich. Wie das Sonntagsblatt Bayern berichtet, standen die anwesenden Künstler einigermaßen erschüttert vor einem von seinem vorgesehenen Platz verschobenen Altar und vor den bunten Stoffarbeiten, die der Pfarrer an den Wänden »seiner« Kirche hatte aufhängen lassen. Dies wurde von den anwesenden Künstlern ziemlich einhellig als Grobheit gegen das künstlerische Raumkonzept eingeordnet, sei aber auf Beschluss des Kirchenvorstands erfolgt, wie der Pfarrer betonte. "Für das Verhältnis von Kirche und moderner Kunst ein typischer Konflikt: Die an der Kirche und ihren Themen interessierten Künstler fühlen sich unverstanden oder missachtet, Kirchenmenschen wollen die Kunst vor allem in Dienst nehmen oder demokratischen Gemeindebedürfnissen unterordnen" schreibt das Sonntagsblatt. Nun gibt es kein demokratisches Gemeinderecht, dass es erlauben würde, in das künstlerische Urheberrecht einzugreifen. Es ist ein klarer Rechtsbruch, wenn ein Kunstwerk von seinem vorgesehenen Ort entfernt und damit dekontextualisiert und seiner künstlerischen Aussage beraubt wird. Und wenn das auf Grund eines Gemeindebeschlusses ohne Absprache mit den Künstlern durchgeführt wird, ist es um so schlimmer.

08 Juli 2006

Kult Bild

Die Städel-Ausstellung „Kult Bild. Das Altar- und Andachtsbild von Duccio bis Perugino“ verfolgt die Entwicklung des italienischen Altarbildes und – damit aufs Engste verwoben – der italienischen Tafelmalerei zwischen dem 13. und dem späten 15. Jahrhundert. Die häufig fragmentierten, fast immer musealisierten Werke sind heute meist aus ihrem ursprünglichen Funktionskontext gerissen und dem Betrachter dadurch vielfach unverständlich, ja fremd geworden. Dies wird durch den Umstand verstärkt, dass sie für ein Kunstverständnis stehen, das sich seit der Renaissance grundlegend verändert hat. Die Ausstellung „Kult Bild“ verfolgt daher das doppelte Ziel, dem Besucher eine Vorstellung von der zeitgenössischen Auffassung der Bilder zu vermitteln und ihn darüber hinaus mit dem sich wandelnden Verständnis von Kunst und ihrer Herstellung in der Zeit von Duccio bis Perugino vertraut zu machen. [Mehr ...]
Die Ausstellung läuft vom 07. Juli bis 22. Oktober 2006.

Einen interessanten Artikel zur Ausstellung gibt es in der FR von Peter Iden.

06 Juli 2006

Kirche der Freiheit

Ein neues Impulspapier mit Perspektiven für die Evangelische Kirche hat der Rat der EKD unter dem Titel "Kirche der Freiheit" veröffentlicht.

In drei großen Kapitel geht das Papier

I. den Chancen und Herausforderungen,
II. den Ausgangspunkten der nötigen Veränderung und
III. den Perspektiven der ev. Kirche im Jahre 2030 nach.

Auf den ersten Blick offenbart das Papier im Blick auf die Kultur wenig Neues und vor allem wenig Zukunftsweisendes. Festgehalten wird im Blick auf die Wahrnehmung der Kirche in der Kultur: "Ihre Traditionen, Kennzeichen und Symbole sind auf wichtigen Feldern der Kultur, in Musik, Literatur, bildender Kunst und Architektur präsent." Das ist ebenso schwammig wie kulturtheologisch irrelevant.

Und inhaltlich stellt das Papier fest: "In den Massenmedien, in den Filmthemen Hollywoods, in der Theaterlandschaft der Gegenwart wie in den bildenden Künsten spielen religiöse Fragen eine wachsende Rolle. Es ist nicht mehr peinlich, nach Gott zu fragen, nach Sinn zu suchen, über Halt und Heimat zu diskutieren". Es war allerdings in der Kultur der Gegenwart der letzten 50 Jahre noch nie peinlich, nach Gott zu fragen oder nach Sinn zu suchen. Alle bedeutenden Künstler der Nachkriegskultur haben dies konsequent getan. Aber sie taten es außerhalb des ordos der christlichen Kirchen oder allenfalls an dessen Grenzen. Und daran wird das Impulspapier in der gegenwärtigen missionarischen Ausrichtung auch nichts ändern. Die Verfasser verstehen einfach nicht, was Kultur ist und was sie leistet.