19 Oktober 2013

Notiz zum Limburger Bischof

Aus der Legenda Aurea" über den Apostel Thomas:

Thomas der Apostel war zu Caesarea in der Stadt, da erschien ihm unser Herr und sprach: "Gundoforus der König von Indien hat seinen Schaffner Abbanes ausgesendet, daß er ihm suche den besten Baumeister. Darum steh auf, ich will dich zu ihm senden". Sprach Sanct Thomas "Herr, sende mich wohin du willst, allein nach Indien sende mich nicht". Da antwortete unser Herr und sprach "Thoma, geh und fürchte dich nicht, ich will dein Hüter sein; und wenn du die von Indien bekehrt hast, so sollst du zu mir kommen mit der Märtyrer Palme". Sprach Sanct Thomas "Du bist mein Herr, ich bin dein Knecht, dein Wille geschehe". Da nun der Schaffner des Königs auf dem Markte ging, sprach zu ihm unser Herr "Jüngling, was suchest du?" Er antwortete "Mein Herr hat mich gesandt, daß ich ihm suche die besten Meister der Baukunst, daß sie ihm einen Palast machen nach der Römer Weise". Da gab ihm unser Herr Sanct Thomam als einen großen Meister in der Kunst. Also stiegen sie miteinander zu Schiff und fuhren über Meer. ...

Hiernach kamen Abbanes und Sanct Thomas zu dem König von Indien; und Sanct Thomas zeichnete ihm einen herrlichen Palast, den er ihm bauen wollte; dazu gab ihm der König einen großen Schatz Goldes und fuhr in ein ander Land. In der Zeit teilte Sanct Thomas den Schatz unter die Armen, und zwei ganze Jahre, dieweil der König aus war, predigte er dem Volk und bekehrte unzählig viel Volks zum Christenglauben. Als der König wieder kam und vernahm, wie Thomas gelebt hatte mit seinem Gut, da warf er ihn samt Abbanes in den tiefsten Kerker und gedachte, wie er sich an ihnen räche, und wollte sie beide lebendig schinden und darnach mit Feuer verbrennen. Zu der Zeit starb Gad, des Königs Bruder; dem ward ein Grab mit großer Pracht bereitet. Aber am vierten Tage erstand der Tote; da erschraken und flohen alle, die gegenwärtig waren. Der tote Gad aber sprach zu seinem Bruder "Wisse, daß der Mensch, den du Willen hattest zu schinden und zu brennen, ist ein Freund Gottes, und dienen ihm alle Engel: die führten mich auch in das Paradies und zeigten mir einen Palast, der war wunderbarlich gewirkt von Gold und von Silber und von edelem Gestein; und da ich mich der Gezierde verwunderte, sprachen sie zu mir 'Dies ist der Palast, den Thomas deinem Bruder hat gemacht'. Da sprach ich 'Wollte Gott, daß ich Pförtner da möchte sein'. Sie antworteten 'Dein Bruder hat sich unwürdig gemacht dieser Wohnung, darum, begehrst du hierinnen zu wohnen, so wollen wir Gott für dich bitten, daß er dir das Leben wiedergebe, damit du deinem Bruder seinen Palast abkaufest und ihm das Geld wiedergebest, das er wähnet verloren zu haben'." Mit dem so lief Gad in den Kerker und bat Sanct Thomas, daß er seinem Bruder wolle verzeihen, und löste ihm seine Fesseln, und bat ihn, daß er ein köstlich Leid von ihm nähme. Aber Sanct Thomas sprach "Weißt du nicht, daß die nichts leibliches noch weltliches begehren, so Gewalt wollen haben in dem Himmel?" Als Sanct Thomas aus dem Kerker ging, lief ihm der König entgegen, warf sich ihm zu Füßen und bat um Gnade. Da sprach der Apostel "Gott hat euch sonderliche Gnade getan, daß er euch seine Heimlichkeit hat erzeigt. Darum glaubet an ihn und lasset euch taufen, damit ihr teilhaftig werdet des ewigen Reiches". Sprach zu ihm Gad, des Königs Bruder "Ich sah den Palast, den du meinem Bruder hast gebaut, und hab erworben, daß ich den kaufen dar". Antwortete Sanct Thomas "Das steht in deines Bruders Willen". Da sprach der König "Der Palast ist mein, und soll Sanct Thomas dir einen sonderen bauen, und mag er das nicht tun, so soll dieser Palast uns beiden gemeinsam sein." Der Apostel antwortete "Es sind unzählige Paläste in dem Himmel von Anbeginn der Welt bereit, die man kaufet mit dem Glauben und mit Almosen. Also mögen euch eure Schätze nütze sein, so sie vor euch her gehen zu den himmlischen Wohnungen; denn nachfolgen mögen sie euch nimmermehr".

01 Oktober 2013

Heft 85 von tà katoptrizómena ist erschienen!

VIEW

und versammelt folgende Texte:

EDITORIAL

Gegen fromm polierte Schnulzen
Ein Aufruf
Andreas Mertin


VIEW

Sättigung für Augenblicke
Filmische Bildinszenierungen und der Zusammenhang von Film, Zeit und Religion
Jörg Herrmann


Erlösung und Gerechtigkeit – allein in mir, allein im Hier
Religionskritisches und Medienreligiöses in den Filmen Clint Eastwoods
Harald Weiß


Die Aktualität von Dostojewskijs Großinquisitor
Hans-Jürgen Benedict


"Es lächelt der See, er ladet zum Bade"
Tagebuch einer Luzern-Reise
Hans Jürgen Benedict

RE-VIEW

Beuys – Eine Biographie
Eine kritische Auseinandersetzung
Marco A. Sorace


rähtselaft
Ein Projekt
Andreas Mertin


Hominum confusione et Dei providentia ...
Über den neuen Roman von Daniel Kehlmann
Wolfgang Vögele


„Die Kindheit Jesu“
Eine Literaturlesung von J.M. Coetzee
Hans-Jürgen Benedict


Fragen zur Bibel
Eine Rezension
Andreas Mertin


Lektüren
Auf dem Tisch der Redaktion
Andreas Mertin


Unter Beteiligung IV
Kurzvorstellungen
Andreas Mertin


POST

Kirchliche Kunstpreise
Ein Einwurf
Andreas Mertin


Ein Vierteljahrhundert
Vorstellungen ausgewählter Videoclips XXXIX
Andreas Mertin