26 Juli 2012

Batman - im Guten wie im Schlechten

In der ZEIT gibt es zwei Texte, die ganz gut das Ambivalente der Diskussionen um die Ereignisse rund um den neuen Batman-Film zeigen. Zum einen Adam Soboczynskis "Der Milliardär lebe hoch!" und zum anderen Iris Radischs Einspruch "Die Verantwortung der Bilder".

In der Sache neige ich der Einschätzung von Iris Radisch zu. Wie kommt es, dass immer dann. wenn es um das Gute geht (die Liebe, die Natur, die Religion), wir dem Kino und seinen Bildern Einfluss zugestehen, wenn es aber um das Böse geht, wir im Blick auf die Wirkung ein Tabu der Diskussion errichten? Das erscheint mir wirklich inkonsequent. Entweder trennt man Film und Wirkung - dann aber auch im Guten wie im Schlechten. Oder man geht davon aus, dass es zumindest eine Mitverantwortung der Bilder gibt - im Guten wie im Schlechten. Mir scheint Letzteres plausibler zu sein.

23 Juli 2012

Zur Frage des Blasphemieverbots

Friedhelm Mennekes: Freier Dialog statt Blasphemieverbot

Religion

In der F.A.Z.-Community hat Marina Weisbrand einen recht interessanten und differenzierten Beitrag zur Religionsdebatte geschrieben:

Finger weg von Religion?

21 Juli 2012

Stammtischgerede

Wer hat wohl folgenden besinnungslosen Satz von sich gegeben?

"Was ist das eigentlich für eine Vorstellung von Gott, der irgendwo in diesem unendlichen Universum sitzt oder schwebt und den richtigen Glauben an ihn von einer Beschneidung des Penis abhängig macht? Ein absurdes und perverses Gottesbild, das in der alttestamentarischen Theologie entstanden ist, um die völkische Einheit der Juden zu sichern."

Wie viel Unkenntnis kann man eigentlich in einen einzigen Satz packen? Und ich meine damit nicht nur das unselige antisemitische "alttestamentarisch", das heute ja schon zur Gewohnheitssprache geworden ist. Nein, ich meine die Tatsache, dass hier bar jeder Kenntnis der Genese der Beschneidung alles Halbwissen über das Judentum zusammengekratzt wird, um sein stereotypes Unbehagen an einem angeblich überholten Gottesbild zu artikulieren.

In Wirklichkeit ist die Beschneidung jedoch "ein uralter Brauch, der in Palästina schon praktiziert wurde, bevor Israel dem Glauben an JHWH als seinen Gott anhing. Auch Nachbarvölker Israels wie Ägypter, Edomiter, Ammoniter und Moabiter übten die Beschneidung." Wissenschaftliches Bibellexikon, Art. Beschneidung. Nichts also mit "alttestamentarischer Theologie", nichts mit "völkischer Einheit" - das ist bloßes Gefasel und eine gefährliche Wortwahl zumal.

In der Sache geht es um Regeln, die sich Religionen geben und die mit denen der modernen Gesellschaft in Konflikt geraten können. Da muss ein Interessensausgleich hergestellt werden. Einige der Regeln wird der moderne Staat akzeptieren können, andere nicht. Erinnern wir uns daran, dass noch vor kurzem ein christlicher Familienvater unter Bezug auf biblische Verse das Recht erzwingen wollte, seine Kinder zu züchtigen. Diesem Gedanken folgen wir nicht. Andere Regeln akzeptieren wir als Regeln einer Religion (bis dahin, dass manche Gesellschaften Angehörigen bestimmter Religionen z.B. Rauschgiftgenuss zubilligen, den sie anderen verwehrt).

Persönlich fände ich es gut, wenn die Möglichkeit zur Beschneidung in gestaltetes positives Recht umgesetzt würde und zugleich die Voraussetzungen und Grenzen dieses Vorgangs benannt würden. Aber da kann man auch anderer Meinung sein. Unbehagen habe ich dabei, wenn gar nicht mehr die Interessen abgewogen werden, sondern Vorurteile kultiviert werden. Und dafür ist Heiner Geißlers Kommentar ein gutes Beispiel.

16 Juli 2012

Wofür man sich nur schämen kann

Es kommt nicht oft vor, aber dazu mir fehlen die Worte.



Ein Liebes-Symposium der fürchterlichsten Art.

10 Juli 2012

Seitenhiebe

"Den Geschäftsführer Leifeld lockte Thierse bei der Debatte um die von der d13-Leitung kritisierte Ausstellung von Stephan Balkenhol aus der Reserve. Kommunikativ habe er in dem Streit längst verloren, bekannte Leifeld: „Wir sind die kleinkarierten Typen, die die Kunst der anderen verhindern wollen.“ Trotzdem konnte er sich einen Seitenhieb auf Balkenhol nicht verkneifen. Manche Künstler, meinte Leifeld, würden ein Leben lang leiden, dass sie nicht zur documenta eingeladen werden – und dann könnten sie in einem katholischen Kirchturm ausstellen." (-> HNA-Meldung)

Nun ja, katholische Kirchtürme versus Leuchtturm documenta. Das kann man ja mal empirisch ausrechnen: im Rahmen ihrer 100 Tage bekommt die documenta 750.000 Besucher (wobei sie Besucher, die mehrere Eintrittskarten kaufen, auch mehrfach zählt). Allein die katholische Kirche in Deutschland hat an einem durchschnittlichen Sonntag mehr als 2,5 Million Besucher. Macht mehr als 35 Millionen Besucher während der documenta-Zeit. Soweit zur empirischen Relevanz der Ereignisse (750.000 zu 35.000.000). Da muss man sich schon arg überschätzen, wenn man abfällig über katholische Kirchtürme spricht. Selbst wenn man die Museums- und Ausstellungsbesucher zeitgenössischer Kunst parallel mit einrechnet, kommt man kaum auf bessere Zahlen. Soweit zur Abstimmung mit den Füßen. Und die Themen der documenta13, Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung, sind Thema in jeder katholischen Kirche. Garantiert.

09 Juli 2012

Berliner Gemäldegalerie

Kunst: Rettet die Berliner Gemäldegalerie! »
Die Gemäldegalerie ist eine der schönsten Kunstsammlungen der Welt. Jetzt sollen weite Teile im Depot verschwinden, um Platz für Werke des 20. Jahrhunderts zu schaffen.

documenta-Realsatire

»Ich begrüße die »doccupy«-Bewegung auf dem Friedrichsplatz, die in den letzten Wochen gewachsen ist. Sie setzt die Welle der demokratischen Proteste fort, die sich über viele Städte der Welt verbreitet hat. Sie realisiert die Möglichkeit, die Nutzung des öffentlichen Raumes neu zu erfinden und scheint mir im Geiste der Zeit zu sein ...« lässt die Leiterin der dOCUMENTA(13) heute vermelden.Das klingt irgendwie ganz anders als ihr Protest gegen die im Vergleich zu den doccupa-Zelten weitabstehende Skulptur von Stephan Balkenhol. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Nein, ich glaube nicht. Es ist die alte linke vulgärmaterialistische Ideologie des 19. Jahrhunderts, die hier durchschlägt. Man findet alles gut, was nach Protest gegen die Herrschenden klingt (und sei die Zielgruppe auch die happy few der documenta-Besucher) und alles schlecht, was unter etablierten Institutionen rubriziert werden kann (auch wenn diese sich mit zeitgenössischer Kunst beschäftigen). Das nennt man dann wohl konsequente Zeitgeist-Orientierung. Oder sollte man besser sagen: Zeitgeist-Bewegung?

04 Juli 2012

Stephan Pfürtner

... einer der Großen der deutschsprachigen Theologie ist am 2. Juli 2012 verstorben.

Weitere Infos zur Person finden sich hier und hier.

William Kentridge


Death, Time, Soup: A Conversation with William Kentridge and Peter Galison

02 Juli 2012

Einsichten

zur documenta13 verspricht Tim Pickartz in seinem Blog:

100 Tage 100 Ansichten