»Ich begrüße die
»doccupy«-Bewegung
auf dem Friedrichsplatz, die in den letzten Wochen gewachsen ist. Sie
setzt die Welle der demokratischen Proteste fort, die sich über viele
Städte der Welt verbreitet hat. Sie realisiert die Möglichkeit, die
Nutzung des öffentlichen Raumes neu zu erfinden und scheint mir im
Geiste der Zeit zu sein ...« lässt die Leiterin der dOCUMENTA(13) heute vermelden.Das klingt irgendwie ganz anders als ihr Protest gegen die im Vergleich zu den doccupa-Zelten weitabstehende Skulptur von Stephan Balkenhol. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Nein, ich glaube nicht. Es ist die alte linke vulgärmaterialistische Ideologie des 19. Jahrhunderts, die hier durchschlägt. Man findet alles gut, was nach Protest gegen die Herrschenden klingt (und sei die Zielgruppe auch die happy few der documenta-Besucher) und alles schlecht, was unter etablierten Institutionen rubriziert werden kann (auch wenn diese sich mit zeitgenössischer Kunst beschäftigen). Das nennt man dann wohl konsequente Zeitgeist-Orientierung. Oder sollte man besser sagen: Zeitgeist-Bewegung?