Wie immer man zum Google-Projekt der Digitalisierung der Bücherwelten stehen mag, unbestreitbar ist, dass man dadurch manch Interessantes und auch Lustiges auf die Festplatte herunter laden kann. Nach der Eingabe der Worte 'Kunst' und 'Religion' stoße ich auf Wilhelm Rankes "Die Verirrungen der christlichen Kunst" und lade mir die 56-seitige Schrift im PDF-Format herunter. Es ist eine zum Teil erschreckende, zum Teil durchaus interessante, vor allem aber moralisierende Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen christlichen Kunst aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Insbesondere die nach Italien gegangenen Künstler stehen in der Kritik, statt dessen wird "deutsche" Kunst empfohlen. In nuce zeichnet sich hier schon die Programmatik nationaler Kunst ab.
Abgelehnt wird in der christlichen Kunst alles, was verstörend wirken könnte. Dazu gehört vor allem die Nacktheit (ein undeutsches Phänomen wie der Verfasser anmerkt), aber auch alles dogmatisch Anstößige wie Darstellungen Gottes oder der Trinität. Dann aber soll auch alles religiös Trennende aus der Kunst entfernt werden. Unerwünscht sind daher Darstellungen der Verbrennung von Jan Hus. Das Buch schließt mit folgenden Bemerkungen:
Und offensichtlich sind auch heute, 150 Jahre später, immer noch einige Menschen der Meinung, dass das stimmt.