Die Absetzung von "Idomeneo" an der Deutschen Oper Berlin hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Um eine Gefährdung des Publikums und der Mitarbeiter auszuschließen, hatte sich Intendantin Kirsten Harms entschlossen, von der Wiederaufnahme des "Idomeneo" am 5., 8., 15. und 18. November abzusehen, hieß es in der Mitteilung des Opernhauses. Bei der 1781 uraufgeführten Oper geht es um den Widerstand der Menschen gegen Opfergaben an die Götter. In der Inszenierung von Hans Neuenfels, die bereits während der Premiere im Dezember 2003 auf Publikumsproteste gestoßen war, präsentiert König Idomeneo die abgeschlagenen Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed und stellt sie auf vier Stühle. "Mozarts Oper sei ein radikales Plädoyer für die Selbstbestimmung des Menschen", schrieb Regisseur Hans Neuenfels. Anlass der Absetzung war eine allgemeine Gefährdungsanalyse der Polizei.
Der Regiseeur war von der Absetzung nur in Kenntnis gesetzt worden. Er hält die Absetzung entschieden für einen falschen Schritt: "Das geht so nicht. Wo kommen wir denn da hin? Wenn Frau Harms den Eindruck hat, dass tatsächlich eine begründete Gefahr besteht, dann muss sie an die Öffentlichkeit gehen und das zum Thema machen: indem man das Stück nun erst recht zeigt und zur Diskussion stellt und nicht einfach klein beigibt. Doch sie hatte die Wiederaufnahme bereits abgesetzt ... Die Absetzung des "Idomeneo" aus purer Angst heraus gewinnt unter diesen Umständen eine weit reichende Bedeutung. Es geht hier nicht zuletzt um die Verteidigung unseres abendländischen Kulturverständnisses."