> .... Hinter ihm das alte Gefängnis, seit den Siebzigerjahren außer Betrieb und heute leerstehend. Es soll im Reformationssommer 2017 zum Künstlerhaus werden, so Schneiders Vision: "40 Künstler arbeiten über Luther und setzen sich mit Luther auseinander." Dies alles soll in Zusammenarbeit mit der documenta in Kassel geschehen, die 2017 zeitgleich zur Weltausstellung Reformation stattfindet. Etwas zerfallen wirkt es schon, das alte Gefängnis. Egal, so eine Atmosphäre wirkt auf Künstler in der Regel beflügelnd. Das wird toll. <
Unbestritten, man muss sie nur ins Gefängnis stecken, die Künstler. Wirkt echt beflügelnd. Toll.
Im Herbst letzten Jahres schrieb ich in der gleichen Zeitschrift:
> Ein Lackmustest für die Bemühungen der Evangelischen Kirche
um Kunst im Gefolge des Themenjahrs „Bibel und Bild“ scheint mir daher zu sein,
was sie 2017, in dem Jahr, in dem das Reformationsjubiläum, die documenta in
Kassel und die Biennale in Venedig zusammenfallen, der Kunst anzubieten hat.
Denn wir feiern 2017 nicht nur 500 Jahre Reformation, sondern, wie Hans Belting
in seinem Buch „Bild und Kult“ deutlich gemacht hat, auch 500 Jahre freie Kunst
nach dem Ende der Kultbildzeit. Ich bin gespannt auf die kirchlichen Aktivitäten
zu dieser Koinzidenz und hoffe, es wird nicht nur der Blick zurück auf den
Beitrag Cranachs zur Reformation, sondern auch der Blick zur Seite und nach
vorne auf die Gegenwart und Zukunft der Kunst sein. ... Aber bitte: keine Kultbild-Ausstellung „Martin Luther in der zeitgenössischen
Kunst“. <
Es hat nicht sollen sein, die Evangelische Kirche hat den Lackmustest kultureller Zeitgenossenschaft nicht bestanden. Mal sehen, was die Künstler im Gefängnis der narzistischen Selbstbespiegelung der Evangelischen Kirche zustande bringen. Vergleichsmaßstab wird dann aber vermutlich nicht die documenta oder die Biennale sein, sondern die Staatskunst der DDR zum Lutherjubiläum 1983.