Manchmal kann man über die stupende Selbstkritik eine Blogwartseite wie kath.net nur erstaunt sein. Sicher, unmittelbar selbstkritisch äußern sie sich selten, aber im Rückschlussverfahren gibt es dann doch aufschlussreiche Urteile. Jüngst räumte kath.net
Peter Winnemöller einen Gastbeitrag ein, in dem dieser sich über den Antwerpener Bischof Johan Bonny echauffierte. Und sowohl im Teaser wie im laufenden Text des Beitrages denunzierte Winnemöller Bonny als „Provinzbischof“. Wie kann man, so seine implizite Frage, nur einem solchem Bischof aus der Provinz Gehör schenken. Nun ist Antwerpen, wo Bonny Bischof ist, ja keinesfalls eine Provinzstadt. Sie ist nicht nur historisch eine der wichtigsten und bedeutendsten Städte Europas und mit über 500.000 Einwohner auch nicht gerade klein. Jedenfalls fragt man sich doch, wie kath.net, wenn sie denn dem Gastkommentar sogar im Teaser zustimmen, auf die Idee kommen kann, seit Jahren einem Weihbischof eine Textkolumne einzuräumen, der in einem Provinzstädtchen mit gerade einmal 146.000 Einwohner residiert. Muss das herabsetzende Urteil über den „Provinzbischof“ aus Antwerpen nicht um ein mehrfaches für den provinziellen Weihbischof gelten?
In der Sache selbst kann man den Kommentar von Winnemöller auch als vernichtende Kritik an Josef Ratzinger lesen. Winnemöller meint nämlich, für den Niedergang der Kirche und ihrer Lehre seien jene Professoren verantwortlich, die auf katholischen Lehrstühlen vor 40 Jahren tätig waren. Wenn ich es recht sehe, träfe das insbesondere auf Josef Ratzinger zu, der 1958 Professor wurde und bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof 1977 als solcher tätig blieb. Als Papst Benedikt XVI. hat er dann Johan Bonny 2008 zum Bischof von Antwerpen ernannt. Wer da keine Zusammenhänge erkennt.