Um die Ratgeber-Literatur in Buchhandlungen mache ich immer einen großen Bogen, denn nur in den seltensten Fällen geben diese Bücher wirklich sinnvolle Ratschläge. Ähnlich scheint es aber auch dort zu sein, wo Kirchen von Kunstvermittlern in Sachen Ästhetik beraten werden. Unter der Überschrift "Museumsdirektor wünscht sich mehr Farbe in der evangelischen Kirche" verbreitet epd-Niedersachen ein Kurzinterview mit Wolfgang Schepers, dem Direktor des Hannoveraner Kestner-Museums. Und dieser rät der evangelischen Kirche, doch auf ihre langweiligen Farben zu verzichten und mehr Bilder zu zeigen. Protestantische Farben wie Lila erinnerten doch zu sehr an Buße und wer wolle das heutzutage schon hören?
Da hätte ich doch noch radikalere Vorschläge: Wer will heute noch etwas von der Lehre vom Kreuz hören? Verzichten wir doch auch darauf und predigen gleich eine Wellness-Religion. Und Kult-Bilder? Ja, sie sind in den zehn Geboten verboten, aber wen kümmert schon Gottes Wort? Fragt sich nur, warum landauf, landab die Galerien und Museen sich nicht an Schepers Zehn Gebote der Präsentationsästhetik halten und den White Cube zur standardisierten Präsentationsform erhoben haben? Alles verkappte Reformierte? Vermutlich!