zum neuen Buch der Kulturbeauftragten der EKD, Petra Bahr, über christliche Tugenden,
gefunden im Buch "Der kommende Aufstand":
"Das Abendland, das ist jene Zivilisation, die alle Prophezeiungen über ihren Untergang durch eine eigenartige List überlebt hat. So wie das Bürgertum sich als Klasse verneinen musste, um die Verbürgerlichung der Gesellschaft vom Arbeiter bis zum Baron zu ermöglichen. Wie sich das Kapital als Lohnverhältnis opfern musste, um sich als soziales Verhältnis durchzusetzen, um dadurch zu kulturellem Kapital und gesundheitlichem Kapital, wie auch zu finanziellem Kapital zu werden.
Wie das Christentum sich als Religion opfern musste, um als affektive Struktur zu überleben, als diffuse Mahnung zu Demut, Mitgefühl und Ohnmacht, ... [so hat sich das Abendland] als besondere Zivilisation geopfert, um sich als universelle Kultur durchzusetzen. Das Vorgehen lässt sich wie folgt zusammenfassen: Ein im Sterben liegendes Gebilde opfert sich als Inhalt, um als Form zu überleben." (S. 59)