18 Mai 2010

Merkwürdige Prophetie

Im Kontext des anstehenden Eurovision-Song-Contest in Oslo bleiben natürlich auch kirchliche Stellungnahmen nicht aus. So meldet epd: "Auch die Kirche müsse die Beliebtheit von Popmusik aufgreifen, sagt Oberkirchenrat Thies Gundlach vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): "Wir als Kirche (sic!) können nicht sagen, wir wollen nah bei den Menschen sein, aber den Zeitgeist finden wir doof." Doch einen Zusammenhang zwischen der Euphorie um Senkrechtstarterin Lena und der Begeisterung der Jünger Jesu in der biblischen Pfingstgeschichte sieht er nicht. Das Pfingstfest sei tiefergehender als ein kurzlebiger Starkult. "Pfingsten, das war ganz großes Kino", sagt er. "Wer redet denn in über 2.000 Jahren noch von Lena Meyer-Landrut?"
 
Das ist dann doch etwas irritierend. Will Gundlach damit andeuten, das Pfingstfest sei über 2000 Jahre alt? Dann wäre Jesus spätestens mit 14 Jahren gekreuzigt worden (wenn wir davon ausgehen, dass er 4 vor unserer Zeitrechnung geboren wurde), denn Pfingsten liegt bekanntlich nach der Kreuzigung. Und was soll der Vergleich mit dem ganz großen Kino? Nicht Popmusik, sondern großes Kino? Lese ich das richtig? Geht Gundlach davon aus, dass in 1980 Jahren noch irgend eines der "großen" Kinostücke bekannt sein könnte? Die sich dem Medienzeitalter anbiedernde Sprache geht hier an der Sache vollständig vorbei. Allenfalls "große Literatur" wäre ein passender Vergleichsbegriff, aber der klingt vermutlich zu konventionell und verstaubt. Und die Rede vom "großen Theater" ist ihm vermutlich zu riskant.