30 April 2009

Kirche und Museum

Unter der Überschrift "Ohne Gottesdienste werden Kirchen zu Museen" berichtet idea von einer Initiative, die "mit einfachen Mitteln würdige Gottesdienstfeiern" durchführen will. Sie trägt den Titel einfach.Gottesdienst.feiern. „Die Kirchen sind für Gottesdienste da, sonst werden sie zu Museen“, sagte Landessuperintendent Eckhard Gorka (Hildesheim) vor rund 70 Vertretern aus den Kirchengemeinden des Sprengels. Man müsse Kirchen eher öffnen als schließen.

Nun ist es bezeichnend für den Zustand des Protestantismus, dass in seinen Artikulationen Museen zu Orten der Langeweile werden. Nichts weniger ist wahr. In vielen Städten wird zur Zeit um die Erhaltung von Museen gerungen, werden sogar neue Museen eröffnet, weil in ihnen sich das kulturelle Selbstverständnis einer Gesellschaft artikuliert. Für kirchliche Vertreter aber sind nicht genutzte Kirchen "nur" Museen. Wenn sie es denn wären! Aber die Mehrzahl der nicht genutzten Kirchen ist museal nicht verwendbar, weil die kirchlichen Träger sie schon lange nicht mehr gepflegt und kulturell angemessen ausgestattet haben. Museen kultivieren das Erhaltenswerte, dasjenige, was der nächsten Generation vermittelt werden soll. Nicht genutzte Kirchen gehören nicht dazu - oder allenfalls als Element eines Freilichtmuseums.


Ein Museum, das einmal die Woche eine Museumsführung anbieten würde, und ansonsten nichts täte, wäre schnell am Ende. Und auch für die Kirche gilt, dass einfach Gottesdienst feiern, nur um die Gebäude zu erhalten, sinnfrei ist. Gottesdienste kann man überall halten. Was hier vorgeschlagen wird, ist nicht Gottesdienst, sondern die Fetischisierung des Gebäudes, also Götzendienst.

01 April 2009

Heft 58 von tà katoptrizómena ist erschienen!

Heft 58 des Magazins für Kunst | Kultur | Theologie | Ästhetik steht unter dem Titel

Kirchenbau Regulativ

und enthält folgende Beiträge


EDITORIAL


VIEW

Reformen und Regulative
Die Botschaft der Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg
Horst Schwebel

Kirchenbau Regulativ
Evangelische Kirchbauprogramme von 1856 bis 2008
Andreas Mertin

Dokumentation
1856 - Dresden
Bestimmungen der liturgischen Konferenz

1860 - Barmen
„Thesen" des deutschen evangelischen Kirchentages

1861 - Eisenach
Regulativ für den evangelischen Kirchenbau

1876 - Leipzig/Berlin
Allgemein giltige Regeln beim Bau christlicher Kirchen aller Konfessionen

1891 - Berlin
Wiesbadener Programm

1898 - Eisenach
Rathschläge der XXIII. Deutschen evangelischen Kirchen-Konferenz

1908 - Eisenach
Leitsätze der XXIX. Deutschen Evangelischen Kirchen-Konferenz

1928 - Magdeburg
Leitsätze des dritten Kirchenbaukongresses

1931 - Dresden
Richtlinien für evangelische Gestaltung (Kunst-Dienst)

1951 - Rummelsberg
Grundsätze für die Gestaltung des gottesdienstlichen Raumes der evangelischen Kirchen

1991 - Wolfenbüttel
Der evangelische Kirchenraum - Wolfenbütteler Empfehlungen

1996 - Magdeburg
Magdeburger Manifest: Rettet die Kirchengebäude in unserem Lande

2002 - Leipzig
Leipziger Erklärung: Nehmt Eure Kirchen wahr!

2003 - Leipzig
Erklärung der EKD-Synode: Der Seele Raum geben

2008 - Dortmund
Dortmunder Denkanstöße

RE-VIEW

Sakrale Zeit, nachsakrale Zeit
Eine Re-Lektüre eines Aufsatzes von Hans-Eckehard Bahr
Andreas Mertin

Evangelischer Kirchenbau
Eine Buchvorstellung
Andreas Mertin

Verbergen und Entbergen
Neue Kunstobjekte von Madeleine Dietz
Andreas Mertin

Medium Religion
Das neu erwachte Interesse an Religion
Andreas Mertin

Der katholische Faktor
Irritierte Nachfragen zu einem ideologischen Konstrukt
Andreas Mertin

Individualisierung – Spiritualität – Religion
Eine Buchvorstellung
Andreas Mertin

POST

Größter Jesus aller Zeiten
Ein Déjà-vu
Andreas Mertin