Die ZEIT versucht eine andere Form der Religionskritik: Nicht die Religion selbst ist es, die zu kritisieren ist, sondern ihr Personal. Nicht einmal mehr predigen können sie. Statt wortgewaltig zu Weihnachten mit den Gottesdienstbesuchern zu schimpfen, sind sie allzu milde: "Das Enttäuschendste an Weihnachten ist ja alle Jahre wieder eine Weihnachtspredigt, die nicht der Glaubenskontroverse, sondern bloß der feierlichen Selbstvergewisserung und der kollektiven Seelenwellness dient." Und so stünde es mit der Kirche und der Religion ganz anders, wenn die Kunst der Predigt beherrscht würde. Kunstvoll muss die Predigt sein.
Ja, so hätten sie's gerne, die Kulturmenschen, wie Eduard Norden bereits süffisant für die Situation der antiken Prediger angemerkt hat: "Die Gebildeten gingen damals mit denselben Erwartungen in die Kirche wie in den Hörsaal des Sophisten: sie wollten sich einen Ohrenschmaus verschaffen, ein Stündchen angenehmer Unterhaltung, und viele Prediger waren ihnen darin allzu willfährig". Alles, nur nicht kunstlos darf die Predigt sein.
Was die Autorin in der ZEIT vergisst: noch die kunstvollste Predigt bewirkt keinen Glauben.
Notabene sei angemerkt: Das Enttäuschendste am Feuilleton zu Weihnachten ist ja alle Jahre wieder ein Religionsbashing, das nicht der Glaubenskontroverse, sondern bloß der feierlichen Selbstvergewisserung und der Seelenwellness von Feuilletonisten dient. Amen.
Vacances en Picardie IV – Laon
vor 4 Tagen