Verhalten sind die Reaktionen auf den Kirchentag iun Bremen ausgefallen. Es war ein Fest des Glaubens wie manche schrieben, sicher aber auch eine "Eventisierung" des Glaubens wie
Reinhard Bingener in der FAZ meinte. Wenn der Veranstaltung normalerweise eine Zeitdiagnostik zugeschrieben wird, so fiel diese dieses Mal aus. Von allem etwas und für alle etwas war das Motto. Ab und an blitzte der protestantische Geist durch, etwa, als Bundesaußenminister Steinmeier beim Eröffnungsgottesdienst durch Sprechchöre daran erinnert wurde, dass er sich nicht im Wahlkampf, sondern bei einer religiösen Veranstaltung befand. Erfreulich deutlich war der Kirchentag in der Frage des Eklats rund um die Verleihung des Hessischen Kulturpreises: Hier herrschte blankes Entsetzen und eindeutige Verurteilung der kirchlichen Intriganten vor. Was fehlte? Hier hat die FAZ eine klare Meinung:
"Apropos, wo war eigentlich die evangelische Theologie auf dem Kirchentag? Bischöfe und Politiker waren wieder zuhauf gekommen, doch Theologen, die den christlichen Glauben denkend zu durchdringen versuchen, waren wenig zu hören. Stattdessen verhedderte sich mancher Theologe vor dem auf Papphockern versammelten Publikum in seinen eigenen Sprachspielen. Es gab Kirchentage, da überragte der akademische, gelehrte Diskurs die kirchliche Theologie, die in den Bibelarbeiten am Morgen geboten wird, um Längen. Das Verhältnis hat sich mittlerweile umgekehrt." Das ist sicher zutreffend. Aber vielleicht ist es auch ganz gut für den Protestantismus, wenn die theologischen Überväter ein wenig zurücktreten und den Gemeinden selbst mehr Spielraum überlassen. Zum anderen hat sich seit Jahrzehnten ein Teil des gelehrten akademischen Diskurses in die Bibelarbeiten verlagert und zeigt dort, was angewandte Theologie heißt. Vielleicht muss man gerade die FAZ an die
Bibel in gerechter Sprache erinnern, die im Kirchentag ihren Ursprung und ihre Stütze hat.