28 November 2006

Äußerliches Christentum

Die heute veröffentlichte EKD-Handreichung "Klarheit und gute Nachbarschaft. Christen und Muslime in Deutschland" ist leider kein Fortschritt in der Sache, ja in manchen Akzentuierungen sogar ein Rückschritt. Schon die Titelwahl macht deutlich, dass es zunächst um "Klarheit" geht, m.a.W. um Verdeutlichungen von Positionen und Befragungen des Gegenübers. Dazu gehören dann Äußerungen wie "Ihr Herz werden Christen jedoch schwerlich an einen Gott hängen können, wie ihn der Koran beschreibt und wie ihn Muslime verehren." Das wird formuliert, um zu verdeutlichen, dass es "keinen gemeinsamen Glauben und erst recht keine gemeinsame Verkündigung oder Frömmigkeitspraxis" mit Muslimen gebe.

Mag sein, dass derartige Klarstellungen in die heutige Zeit passen, hilfreich sind sie gewiss nicht. Auch die Verweise auf islamistische Auffassungen fördern die Begegnung kaum, stehen sie doch in der bundesrepublikanischen Realität in keinem angemessenen Verhältnis zur Realität der Muslime. Hier reagiert die EKD auf einen Medienhype, aber nicht auf konkrete Herausforderungen.

Auch weitere Bestimmungen finde ich wenig produktiv, etwa die zum gemeinsamen Gebet. Ich finde, wir sollten es der Souveränität Gottes überlassen, ob er das gemeinsame Gebet mit Muslimen annimmt oder nicht.

Immer noch wird in manchen Teilen der Schrift das Christentum rein äußerlich begriffen. Das wird vor allem im Abschnitt über die Überlassung von Kirchengebäuden an Muslime deutlich: "Völlig anders verhält es sich mit einem möglichen Verkauf von Kirchen an muslimische Gemeinden und die damit verbundene Umwidmung einer Kirche in eine Moschee. Obwohl Kirchengebäude aus reformatorischer Sicht nicht als heilige Räume gelten, muss man doch sehr wohl zwischen ihrem Gebrauchswert und ihrem Symbolwert unterscheiden." Da muss man doch nach dem Schriftbeleg für diese Auffassung fragen. Ist das biblisch oder reformatorisch begründet? Ich glaube nicht, vielmehr handelt es sich hier um in einem mehrfachen Wortsinn 'schlichte' Kirchenpolitik. Christentum wird hier zum Habitus, zur Ostentation. Nur die Außenwirkung zählt. Das ist keine Klarheit, sondern die Verunklärung des christlichen Glaubens.

27 November 2006

Tino Sehgal

Kunstverein Hamburg - 30. November 2006 bis 14. Januar 2007

"Die Arbeit von Tino Sehgal besteht aus Situationen, die sich dadurch entwickeln, dass er Personen bestimmte Handlungen im Kunstkontext ausführen lässt. Eine solche Aktion kommt zum Beispiel zum Ausdruck, wenn sich eine als Museumswächterin wahrgenommene Frau dem Besucher zuwendet und mit klarer Stimme „This is Propaganda“ singt. Obwohl Sehgal bei der Wahl seiner Interpreten deren Funktion innerhalb seiner Produktion genau reflektiert und die jeweiligen Handlungen akribisch einstudieren lässt, verbleibt bei der Ausführung seiner Handlungsanweisungen viel Raum für Unvorhergesehenes. Dieser Faktor wird vor allem durch die Reaktion des Publikums noch gesteigert." [Mehr ...]

[Pressebericht in der WELT ...]

Jörg Herrmann, ständiger Mitarbeiter und Autor des Magazins für Theologie und Ästhetik, ist in das dem entsprechende Kunstwerk im Hamburger Kunstverein involviert und wird seine Erfahrungen in einem eigenen Blog, dem Sehgalblog, reflektieren.

23 November 2006

Crossing Jordan

Fotografische Arbeiten und Fundstücke aus Israel
von Wilfried H.G. NeuseAusstellung im Rahmen 125 Jahre Johanneskirche Düsseldorf
Zeitraum: Ausstellung vom 19. 11. bis 3. 12. 06
Ort: Johanneskirche Düsseldorf, Martin-Lutherplatz

14 November 2006

M(TV)ediale Verklärung

"Whatever is, is right" (Alexander Pope)
oder
Kulturindustrie ist die "willentliche Integration ihrer Abnehmer von oben" (Th. W. Adorno)

[Zur Verklärung ...]

10 November 2006

Gott ist tot!?


Auch mehr als 120 Jahre nach Friedrich Nietzsches Feststellung "Gott ist tot" ist das Verhältnis der spätmodernen, aufgeklärten Gesellschaft zur christlichen Religion und ihren Bildprogrammen nicht als erledigt zu betrachten und durchaus auch von einer gewissen Unsicherheit bestimmt. Offensichtlich ist, so Reinhard Hoeps, "auch nach dem Tode Gottes eine entsprechende Trauer- und Gedächtnisarbeit zu leisten". Eine Sonderausstellung mit zwölf Werken europäischer Malerei um und über Christus, begleitet von einer Podiumsdiskussion soll einen neuen Blick auf das Thema eröffnen.

Beides findet in der Situation Kunst statt, einem Gebäude-Ensemble im Park von Haus Weitmar in Bochum. Die Institution mit einer Dauerausstellung bedeutender Werke der Gegenwartskunst führt die Arbeit von Max Imdahl fort, der mit dem Aufbau der Kunstsammlungen auf dem Campus der Ruhr-Universität Studierenden den direkten Umgang mit aktueller Kunst und ihre Vermittlung ermöglicht hatte.

"Gott ist tot!?" Zwölf Werke europäischer Malerei um und über Christus vom 16. Jahrhundert bis heute, 18. Oktober 2006 - 11. Februar 2007, Situation Kunst (für Max Imdahl)
Nevelstr. 29c, Bochum-Weitmar

Für die Podiumsdiskussion am 2. Dezember 2006 ab 10.30 Uhr kann man sich bei Hilke Wagner anmelden.

05 November 2006

Arc d’Light – Lichtbogen

Das Goethe-Institut in Washington zeigt eine Ausstellung mit Werken der Malerin Nicola Stäglich und des Bildhauers Wulf Kirschner. Beide Künstler haben ähnlich lesbare Strukturen entwickelt, um sich in unterschiedlichen Medien mit der Dynamik und Semantik von Licht zu beschäftigen. In ihren neuesten Arbeiten wählt Stäglich Plexiglas als gleichsam immateriellen Malgrund, während Kirschner in Stahl wie in flüssige Farbe hineinarbeitet.

Arc d'Light / Lichtbogen, 8. November 2006 bis 31. Januar 2007, Goethe-Institut Washington D.C.

03 November 2006

Das European Media Art Festival wird 20

Das EMAF zählt zu den bedeutendsten Foren der Medienkunst. Als internationaler Treffpunkt für Künstler, Kuratoren, Verleiher, Galeristen und Fachpublikum hat es Thematik und Ästhetik der medialen Kunst entscheidend mitgeprägt. Jährlich bietet das Festival einen aktuellen Überblick mit Experimentalfilmen, Installationen, Performances, digitalen Formaten und hybriden Formen. Dabei reicht das Spektrum von populären Themen und formalen Experimenten bis zu provokanten Aussagen.

2007 werden der ›EMAF-Award‹ für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst, der ›Dialogpreis‹ und ein Preis für den besten deutschen Experimentalfilm vergeben. Neben den aktuellen Produktionen stehen Bestandsaufnahmen und Ausblicke im Mittelpunkt des Jubiläums. Wie hat die Digitalisierung die künstlerische Produktion verändert? Welche Auswirkungen hat dies für die Distribution und Vermarktung – aber auch für die Rezeption? Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen der künstlerischen und kommerziellen Medienproduktion? Haben sich diese auf Ästhetik, Formsprache und Inhalte ausgewirkt?

Informationen und Anmeldeunterlagen unter Call for Entries 2007.