21 Juni 2006

Schlechte Nachrichten

Man hätte es ahnen können. Kaum sagt jemand von der EKD etwas, was jeder mit Vernunft und Bildung begabte Mensch vertreten würde, da wird er von Ratsmitgliedern zurückgepfiffen. Über Form und Wortwahl dieses Anpfiffs darf man sich aber schon wundern.

Peter Hahne, Diplomtheologe, Journalist, Publizist und Ratsmitglied der EKD, der noch nie intellektueller Ambitionen oder theologischer Reflektionen, geschweige den kulturhermeneutischer Überlegungen verdächtig war, denunziert die Kulturbeauftragte der EKD Dr. Petra Bahr unter der ungeheuerlichen Zwischenüberschrift "Wie kann eine EKD-Angestellte ohne Absprache mit dem Rat für Schlagzeilen sorgen?" mit folgenden Worten:

Es ist stil- und instinktlos, ausgerechnet einem der wenigen Spitzenpolitiker derart vorschnell und vorlaut in den Rücken zu fallen, der sich wie kein anderer für den Schutz christlicher Interessen einsetzt. Für die Kirche sei es peinlich und schädlich, „dass in einer solch sensiblen Frage Angestellte der EKD im Namen der EKD für plakative Schlagzeilen sorgen können, ohne dass dies im zuständigen Rat abgesprochen wird“. „Ausdrücklich als EKD-Ratsmitglied“ dankte Hahne dem bayerischen Ministerpräsidenten, dass er auf die politische Tagesordnung setze, was kirchliches Herzensanliegen sei, nämlich „das Heilige heilig zu halten“.

Oh sancta simplicitas!

Als Mitglied der evangelischen Kirche und als mit der Kultur befasster Theologe kann ich da nur ganz unironisch sagen: Herr Hahne verlassen Sie den Rat der EKD! Sie sind eine peinliche Belastung für die Kultur des Protestantismus!

Für alle Beauftragten der EKD, ob sie nun Rundfunk-, Film- oder Kulturbeauftragte sind, wird zugleich deutlich, für was Ratsvertreter sie halten: für bloße Angestellte mit Sprachrohrfunktion! Aber vielleicht war das von Anfang an auch die Absicht bei der Etablierung dieser Positionen.

Und für alle Kulturschaffenden wird deutlich, was sie Ratsvertretern der EKD bedeuten: nichts, weil jenen der Kotau vor den durchsichtigen Interessen von Politikern wichtiger ist als das offene Gespräch mit der Kultur.