28 Mai 2008

Der eigene Gott

"Eine Theologie des eigenen Gottes ... müßte diese Verbindung zwischen dem Wissen um das menschliche Selbst und dem Wissen um die Präsenz Gottes im eigenen Leben ebenso wie die Verbindung zwischen der Liebe des Anderen - des 'religiösen Anderen', des 'nationalen Anderen', des 'Nachbarn', des 'Feindes' - und der Liebe zu Gott und die Verbindung des hilflosen Selbst mit dem hilflosen eigenen Gott ins Zentrum stellen." (Ulrich Beck: Der eigene Gott)

Ulrich Beck: Der eigene Gott: Friedensfähigkeit und Gewaltpotential der Religionen

Diskurs und gute Nachbarschaft

Kritik an der Haltung des EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber (Berlin), zum Dialog zwischen Christen und Muslimen hat die Präsidentin des nächsten Deutschen Evangelischen Kirchentages 2009 in Bremen, Karin von Welck (Hamburg), geübt. Während Huber für eine „ideologische Abgrenzung“ zum Islam stehe, plädiere sie für einen „offenen Diskurs“ zwischen den beiden Religionen, sagte die Hamburger Kultursenatorin. Es ärgere sie an der Amtskirche, wenn Bischöfe in der Öffentlichkeit aufträten, als hätten sie einen Alleinvertretungsanspruch für die Kirche. „Ich bin glücklich, dass ich die Vertreterin des oft auch chaotischen Kirchentags bin, der Diskurs zulässt“, so die Senatorin.

Dem ist wenig hinzuzufügen und aus diesen Gründen nehme ich seit frühester Jugend regelmäßig am Kirchentag teil.

Interessant allerdings die Reaktion der EKD: Pressesprecher Christof Vetter (Hannover) wies die Kritik zurück. Huber stehe für einen intensiven Diskurs mit den Muslimen. Zur guten Nachbarschaft gehöre es aber auch, deutlich auf Unterschiede hinzuweisen.

Können EKD-Vertreter inzwischen nicht mehr einen Satz sagen, ohne gleich Unsinn zu reden? Wollen wir das wirklich: Jedesmal, wenn wir den Nachbarn in unserer Straße begegnen, sie deutlich auf die Unterschiede zwischen ihnen und uns hinweisen, und zwar, weil das zur guten Nachbarschaft gehört? Das ist weder Kultur, noch hat es Stil, noch ist es praktiziertes Christentum. Es ist einfach unsäglich.

21 Mai 2008

migros museum für gegenwartskunst Zürich 1978–2008

Anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums der Sammlungsaktivität des Migros-Genossenschafts-Bundes und der intensiven dreijährigen Sammlungsaufarbeitung präsentiert das migros museum für gegenwartskunst vom 1. Juni–17. August 2008 eine Auswahl seiner Sammlungswerke in einer umfassenden Gesamtschau. Die Auswahl der Werke erschliesst dabei alle unterschiedlichen Sammlungsperioden – vom Minimalismus und konzeptuellen Arbeiten der 1960er und 1970er Jahre bis zu aktuellen Werken, die sich mit sozialpolitischen, performativen, glamourösen oder unheimlichen Strategien auseinandersetzen. Für diese Ausstellung hat der österreichische Künstler Markus Schinwald eine spezielle Ausstellungsarchitektur entworfen, die dem Betrachter ein «neues Sehen» auf die Werke ermöglichen wird.

Mit der Gründung des migros museum für gegenwartskunst 1996 im Zürcher Löwenbräu-Areal schuf das Migros-Kulturprozent eine Institution, die internationales Ansehen geniesst. Das migros museum für gegenwartskunst versteht sich als ein Zentrum aktueller Kunstproduktion. Der Begriff Gegenwartskunst impliziert die Einbindung in einen gesellschaftlichen Kontext und die Teilhabe an einem Prozess des Austauschs, der Produktion von Kunst.

Die Ankäufe für die Sammlung ergeben sich meist aus den Produktionen der Ausstellungen oder durch die direkte Zusammenarbeit mit den Künstlern. So konnten über die Jahrzehnte verschiedene, grosse installative Werke angekauft werden. Das migros museum für gegenwartskunst macht es möglich, konservatorisch aufwendige Installationen zu sammeln, die sonst wenig Chance hätten, erhalten zu bleiben. Über die Zeit von 30 Jahren (1978–2008) wurde der Kernbestand der Sammlung von ca. 450 Werken angelegt. Die Sammlungswerke sind im Museum nicht permanent zu sehen, vielmehr werden sie gemeinsam mit anderen zeitgenössischen Kunstpositionen im Rahmen von Ausstellungen gezeigt. Die Besucher erleben so die Sammlung im Kontext heutiger Kunstproduktion und entdecken ihre zahlreichen Facetten immer wieder aufs Neue.

Die aktuelle Ausstellung zeigt Sammlungswerke von:

Carl Andre – Art & Language – Atelier van Lieshout – John Baldessari – Lothar Baumgarten – Alighiero Boetti – Christine Borland – Olaf Breuning – Christoph Büchel – Heidi Bucher – Stefan Burger – Tom Burr – Jean-Marc Bustamante – Maurizio Cattelan – Marc Camille Chaimowicz – Spartacus Chetwynd – Marlene Dumas – Elmgreen & Dragset – Berta Fischer – Urs Fischer – Sylvie Fleury – Gabríela Fridriksdóttir – Douglas Gordon – San Keller – Sol LeWitt – Olivier Mosset – Juan Muñoz – Bruce Nauman – Olaf Nicolai – Cady Noland – Henrik Olesen – Giulio Paolini – David Renggli – Ugo Rondinone – Ed Ruscha – Robert Ryman – Jean-Frédéric Schnyder – Paul Thek – Rirkrit Tiravanija – Niele Toroni – Piotr Uklanski – Banks Violette – Philip Wiegard – Stephen Willats – Christopher Wool

Die Ausstellung wird kuratiert von Heike Munder und Markus Schinwald.

14 Mai 2008

Kurze Momente innerer Ruhe

"Es sind banale Gegenstände und einfachste Mittel, mit denen Ingo Gerken Subversionen demonstriert und zurückhaltend auf ihr mögliches Potential abtastet. So wird ein Möbel zum geborstenen Sockel und Ausgangspunkt für den nächsten Balanceakt, bei dem alle Teile, egal in welchem Zustand, ein gemeinsames System bilden, in dem man sich nicht über die herrschenden Gewichtungen im Klaren sein kann." Dies schreibt Meike Jansen über die Kunst von Ingo Gerken anlässlich seiner Ausstellung in der Gitte Weise Galerie, Berlin.

Ingo Gerken, Kurze Momente innerer Ruhe, Gitte Weise Galerie Berlin, 16. Mai bis 28. Juni 2008

13 Mai 2008

Robert Rauschenberg gestorben

Im Alter von 82 Jahren ist gestern der amerikanische Pop-Künstler Robert Rauschenberg gestorben. Rauschenberg kombinierte in seinen Kunstwerken Alltagsgegenstände wie Autoreifen, Fahrräder und ausgestopfte Ziegen zu künstlerischen Collagen.

Zentrale Fragen der Arbeiten von Rauschenberg waren: "Wie wird etwas von wem wahrgenommen? Was ist Erinnerung und was Zeit, was ist ein Bild und was ein Objekt? Wie verhalten sich Produktion und Rezeption? Rauschenbergs Hauptthema ist die Kommunikation und die Wahrnehmung. Auch interessiert ihn das erkenntnistheoretische Problem – die Frage, wie sich Kontinuität und Wandel zueinander verhalten." (wikipedia)

07 Mai 2008

Nicolaus Schafhausen erneut deutscher Kurator in Venedig

Nicolaus Schafhausen ist erneut zum Kurator des deutschen Pavillons für die Kunstbiennale 2009 in Venedig berufen worden. Schafhausen, Direktor des Witte de With Zentrums für Zeitgenössische Kunst in Rotterdam, hatte schon im vergangenen Jahr das Konzept für den deutschen Beitrag erstellt.

06 Mai 2008

Go for it!

Das Weserburg Museum für moderne Kunst zeigt vom 10. Mai bis 31. Dezember 2008 aus dem Sammlung Olbricht eine Zusammenstellung unter dem Titel Go for it!

Das Museum schreibt dazu: Thomas Olbricht sammelt Gegenwartskunst aus Überzeugung und Leidenschaft. Schon seit längerer Zeit ist er mit der Weserburg durch wechselnde Leihgaben verbunden und 2001 wurde hier die überregional beachtete Ausstellung „Ohne Zögern, die Sammlung Olbricht, Teil 2“ gezeigt. Inzwischen gehört die Olbricht Collection mit ihren etwa 1500 internationalen Werken zu den renommiertesten Sammlungen zeitgenössischer Kunst überhaupt. Der Essener Arzt und Naturwissenschaftler sammelt zudem gern jenseits des Mainstreams und fokussiert sein Interesse immer wieder auf ganz junge Kunst, welche übrigens zu über 50% von Künstlerinnen stammt. Besonders sein Blick auf die Themen Körper, Tod, Religion, Sexualität, sein Interesse an der Schönheit, aber auch Verletzlichkeit des menschlichen Leibes macht die Sammlung unverwechselbar und in mancherlei Hinsicht sehr provokant.

Die Eröffnung ist am Freitag, 9. Mai 2008, 19 Uhr
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