25 Januar 2007

Wozu Kulturwissenschaften?

Interessante Überlegungen zur Relevanz der Geistes- und Kulturwissenschaften hat Harald Welzer in der ZEIT vorgelegt. Ob die von ihm skizzierte Öffnung der Geisteswissenschaften tatsächlich so stattfinden muss, wie er es beschreibt, darüber bin ich mir nicht sicher. Seiner Schlussfolgerung kann ich aber nur zustimmen: "Was uns durch den Erkenntnisschock von 1989 abhanden gekommen ist und was uns die Scheinpragmatiker in den ökonomischen und politischen Eliten zu erfolgreich ausgeredet haben, ist die alles entscheidende Frage: Wie wollen wir leben? ... Insofern wird das neue Rollenverständnis der Geistes- und Kulturwissenschaften auch vitalisieren müssen, was zu lange abgelebt schien: den Begriff des Politischen." [Zum Artikel]

Vorbildliche Kulturvermittlung

Die Digitale Mozartausgabe der Internationalen Stiftung Mozarteum in Verbindung mit dem Packard Humanities Institute ist ein faszinierendes Beispiel für die kulturellen Vermittlungsmöglichkeiten des Internets: "The digitized version offers the musical text and the critical commentaries of the entire Neue Mozart-Ausgabe, edited by the Internationale Stiftung Mozart in cooperation with the Mozart cities of Augsburg, Salzburg, and Vienna." Tatsächlich kann man sich mit wenigen Klicks jedes Stück von Mozart einschließlich aller Anmerkungen als PDF-Datei herunterladen. Das ist wirklich vorbildlich und sollte auf diesem Niveau auch ein Standard für andere kulturhistorische Bereiche wie etwa Literatur und Bildende Kunst werden. Zur Nachahmung empfohlen!

20 Januar 2007

Traurige Wahrheit

"Die Sammlung der modernen religiösen Kunst ist, trotz einem Dix und einem Rouault, notwendigerweise ein Trauerspiel. Die Künstler und die Kirche haben einander nichts mehr zu sagen, nicht einmal ein Papst-Bild von Francis Bacon fand den Weg in die Vatikanischen Museen. Und Maurizio Cattelans Skulptur «Die neunte Stunde», sie zeigt Papst Johannes Paul II., von einem Meteoriten getroffen am Boden liegend, wird wohl kaum die Karriere des Laokoon machen" - das schreibt Petra Kipphoff unter der Überschrift "Das verwirrendste Museum der Welt" über die vatikanischen Sammlungen. [Mehr ...]

18 Januar 2007

Unbedingt ansehen!




Journal für Kunst, Sex und Mathematik

Etwas verspätet ...

... aber um so vehementer reagiert die taz unter der Überschrift "Huber Bubba. Der evangelische Bischof Wolfgang Huber ist der größte Blasenwerfer unserer Zeit" auf das schon im Juli erschienene Impulspapier "Kirche der Freiheit" (Vgl. dazu die Notiz in diesem Blog aus dem Juli 2006).

Was Michael Rudolf ins seiner Polemik aber überzeugend gelungen ist, ist die Phrasendrescherei des Papiers dem Leser komprimiert vor Augen zu führen. Zwar ist die Personalisierung nicht ganz gerechtfertigt, zeichnet doch gleich ein ganzes Gremium für das Elaborat verantwortlich, in der Sache trifft die ironische Zuspitzung aber den Kern. Und seien wir ehrlich: die "Kompetenz-Kompetenz" möchten wir der EKD gar nicht absprechen. Die kulturelle Kompetenz dagegen schon. Und die sprachliche erst recht.

14 Januar 2007

Abrisswahn

Unter dem Titel "Ein Land auf Abriss" beschreibt Hanno Rauterberg in der ZEIT die fortschreitende Vernichtung kulturgeschichtlich wichtiger Bauwerke im Interesse von ökonomisch verwertbaren Neubauten. [Mehr ...]

Kritisch beschäftigt sich Jens Jenssen in der gleichen Ausgabe mit der Denkmal-Ideologie, die längst nicht mehr das das ästhetisch Wertvolle sondern das historisch Interessante schütze. [Mehr ...]

08 Januar 2007

Religion und ihr Anderes

"Die Möglichkeit, das Religiöse und das Säkulare als getrennte Sphären zu denken, ist für die europäische Moderne konstitutiv".
So heißt es im Programm zu einer internationalen Konferenz zum Thema "Religion und ihr Anderes. Säkulare und sakrale Konzepte und Praktiken in Interaktion". Die Tagung will ausgehend von konzeptionellen Überlegungen des Kulturanthropologen Talal Asad zu den Konstitutionsprozessen des Religiösen und des Säkularen erörtern, wie sich Konzepte und Praktiken beider Sphären herausbilden, wie deren Grenzen generiert, ausgehandelt, stabil gehalten bzw. verändert werden. Gefragt wird auch, "was geschieht, wenn spezifische Konzepte des Säkularen und des Religiösen mobil werden, wenn sich religiöse und säkulare Selbstentwürfe in transnationalen scapes (Arjun Appadurai) und zunehmend globalisierten Räumen bewähren müssen und unterschiedliche Konzepte des Religiösen in immer schon politisch und sozial vorstrukturierten Konstellationen aufeinander treffen?"

“Religion und ihr Anderes. Säkulare und sakrale Konzepte und Praktiken in Interaktion / Religion and Its Other: Secular and Sacral Concepts and Practices in Interaction” Humboldt-Universität zu Berlin, Hauptgebäude, Unter den Linden 6-9, 30. März - 1. April 2007

04 Januar 2007

COATS! Mode aus Italien

"Eine Reise in die Welt der italienischen Mode" verspricht die Ausstellung "COATS! Max Mara, 55 Jahre Mode aus Italien". Noch bis zum 4. März 2007 ist in der Kunstbibliothek des Kulturforums am Potsdamer Platz in Berlin bisher unveröffentlichtes Material aus dem Firmenarchiv des Modeunternehmens Max Mara zu sehen. "Max Mara wurde 1951 von Achille Maramotti in Reggio Emilia gegründet. [...] Der Schwerpunkt der Ausstellung [...] liegt auf den beiden Hauptkollektionen Max Mara (ab 1951) und Sportmax (ab 1969), für die neben dem hauseigenen Designteam bekannte Modedesigner wie Karl Lagerfeld, Jean Charles de Castelbajac, Luciano Soprani, Guy Paulin oder Anne-Marie Beretta verantwortlich zeichnen. Als roter Faden dienen die berühmten, heute klassischen Woll- und Kaschmirmäntel des MaxMara-Labels sowie Mäntel und Kostüme der Designkollektion Sportmax. Neben den rund 60 originalen Modellen sowie zahlreichen Entwurfs- und Kollektionsskizzen widmet sich die Ausstellung dem Thema der Bildkommunikation mit Modefotografien von Sarah Moon, Peter Lindbergh, Richard Avedon, Steven Meisel und anderen bedeutenden Bildautoren."

COATS! Max Mara, 55 Jahre Mode aus Italien, Kulturforum Potsdamer Platz, Kunstbibliothek, Sonderausstellungsraum oben, 30. November 2006 bis 4. März 2007

27 Dezember 2006

Ein gutes Neues Jahr ...


...wünscht das Magazin für Theologie und Ästhetik
allen Leserinnen und Lesern!

20 Dezember 2006

Frohe Weihnachten!


... wünscht Ihnen das
Magazin für Theologie und Ästhetik!

09 Dezember 2006

Robert Rosenblum (1927-2006)

Am vergangenen Mittwoch, dem 6. Dezember 2006, ist der amerikanische Kunsthistoriker Robert Rosenblum in Greenwich Village gestorben. Bekannt geworden ist Rosenblum vor allem durch seine Publikation "Modern Painting and the Northern Romantic Tradition, London 1975" (Die moderne Malerei und die Tradition der Romantik. Von C. D. Friedrich zu Mark Rothko, München 1981), in der er die Moderne aus der romantischen Tradition heraus entwickelt und damit "einen neuen Kanon" (W. Hofmann) prägte.

"Robert Rosenblum, 79, Curator and Art Historian, Dies" (New York Times)

01 Dezember 2006

Heft 44 des Theomag ist erschienen

Das 44. Heft des Magazins für Theologie und Ästhetik ist erschienen. Das Heft ist ein so genannter CONTAINER mit verschiedenen Themenschwerpunkten.

Das Heft enthält u.a. folgende Beiträge und Aufsätze:

Editorial

ARTIKEL


Défendre des images défendues / Zur Verteidigung verbotener Bilder
Zeitgenössische Neuinterpretationen von Leonardo da Vincis Abendmahl
Jérôme Cottin

'Hin - und weg'
Zwei subjektphilosophische Texte zu Nähe und Ferne vor gesellschaftskritischem Hintergrund von Bildungs- und Beziehungsfähigkeit
Frauke Annegret Kurbacher

Re-Lektüren
Über Google-Print und das seltsame Vergnügen, alte Texte zu lesen
Andreas Mertin

REVIEWS

Du spirituel dans l’art - Spirituelles in der Kunst
Jérôme Cottin

Seelsorge
Christoph Fleischer

Stein gewordene Geschichte
Andreas Mertin

MARGINALIEN

Kunstschätze
Museen virtuell
Andreas Mertin

SPOTLIGHT

Im Labyrinth XXXI
Erscheinungen im Cyberspace
Andreas Mertin

Lektüren XXVII
Aus der Bücherwelt
Andreas Mertin

White Cube XXIII
Ein Kunstwerk werden - Der Sehgalblog
Jörg Herrmann

Public Istanbul

"Istanbul, eine der größten und bedeutendsten Metropolen auf dem europäischen Kontinent, unterliegt gegenwärtig einer Reihe von Transformationsprozessen, die sich sowohl auf politischer und kultureller aber auch auf räumlicher Ebene abbilden."

Im Rahmen des Projekts "Soziologie der Globalisierung" des Lehrstuhls für Architektur der Bauhaus-Universität Weimar soll eine Tagung unterschiedliche Perspektiven der aktuellen Stadtentwicklung zusammentragen und diskutieren. Eingeladen sind internationale WissenschaftlerInnen der Soziologie, Geographie, Ethnologie, Politologie, Geschichte, Stadtplanung, Architektur, Kulturwissenschaften und Kunst.

PUBLIC ISTANBUL - Die Stadt und ihre Räume der Öffentlichkeit, 19. bis 20. Januar 2007, Institut für Europäische Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar, Bauhaus-Str. 7b, 99421 Weimar.

Weitere Informationen

28 November 2006

Äußerliches Christentum

Die heute veröffentlichte EKD-Handreichung "Klarheit und gute Nachbarschaft. Christen und Muslime in Deutschland" ist leider kein Fortschritt in der Sache, ja in manchen Akzentuierungen sogar ein Rückschritt. Schon die Titelwahl macht deutlich, dass es zunächst um "Klarheit" geht, m.a.W. um Verdeutlichungen von Positionen und Befragungen des Gegenübers. Dazu gehören dann Äußerungen wie "Ihr Herz werden Christen jedoch schwerlich an einen Gott hängen können, wie ihn der Koran beschreibt und wie ihn Muslime verehren." Das wird formuliert, um zu verdeutlichen, dass es "keinen gemeinsamen Glauben und erst recht keine gemeinsame Verkündigung oder Frömmigkeitspraxis" mit Muslimen gebe.

Mag sein, dass derartige Klarstellungen in die heutige Zeit passen, hilfreich sind sie gewiss nicht. Auch die Verweise auf islamistische Auffassungen fördern die Begegnung kaum, stehen sie doch in der bundesrepublikanischen Realität in keinem angemessenen Verhältnis zur Realität der Muslime. Hier reagiert die EKD auf einen Medienhype, aber nicht auf konkrete Herausforderungen.

Auch weitere Bestimmungen finde ich wenig produktiv, etwa die zum gemeinsamen Gebet. Ich finde, wir sollten es der Souveränität Gottes überlassen, ob er das gemeinsame Gebet mit Muslimen annimmt oder nicht.

Immer noch wird in manchen Teilen der Schrift das Christentum rein äußerlich begriffen. Das wird vor allem im Abschnitt über die Überlassung von Kirchengebäuden an Muslime deutlich: "Völlig anders verhält es sich mit einem möglichen Verkauf von Kirchen an muslimische Gemeinden und die damit verbundene Umwidmung einer Kirche in eine Moschee. Obwohl Kirchengebäude aus reformatorischer Sicht nicht als heilige Räume gelten, muss man doch sehr wohl zwischen ihrem Gebrauchswert und ihrem Symbolwert unterscheiden." Da muss man doch nach dem Schriftbeleg für diese Auffassung fragen. Ist das biblisch oder reformatorisch begründet? Ich glaube nicht, vielmehr handelt es sich hier um in einem mehrfachen Wortsinn 'schlichte' Kirchenpolitik. Christentum wird hier zum Habitus, zur Ostentation. Nur die Außenwirkung zählt. Das ist keine Klarheit, sondern die Verunklärung des christlichen Glaubens.

27 November 2006

Tino Sehgal

Kunstverein Hamburg - 30. November 2006 bis 14. Januar 2007

"Die Arbeit von Tino Sehgal besteht aus Situationen, die sich dadurch entwickeln, dass er Personen bestimmte Handlungen im Kunstkontext ausführen lässt. Eine solche Aktion kommt zum Beispiel zum Ausdruck, wenn sich eine als Museumswächterin wahrgenommene Frau dem Besucher zuwendet und mit klarer Stimme „This is Propaganda“ singt. Obwohl Sehgal bei der Wahl seiner Interpreten deren Funktion innerhalb seiner Produktion genau reflektiert und die jeweiligen Handlungen akribisch einstudieren lässt, verbleibt bei der Ausführung seiner Handlungsanweisungen viel Raum für Unvorhergesehenes. Dieser Faktor wird vor allem durch die Reaktion des Publikums noch gesteigert." [Mehr ...]

[Pressebericht in der WELT ...]

Jörg Herrmann, ständiger Mitarbeiter und Autor des Magazins für Theologie und Ästhetik, ist in das dem entsprechende Kunstwerk im Hamburger Kunstverein involviert und wird seine Erfahrungen in einem eigenen Blog, dem Sehgalblog, reflektieren.

23 November 2006

Crossing Jordan

Fotografische Arbeiten und Fundstücke aus Israel
von Wilfried H.G. NeuseAusstellung im Rahmen 125 Jahre Johanneskirche Düsseldorf
Zeitraum: Ausstellung vom 19. 11. bis 3. 12. 06
Ort: Johanneskirche Düsseldorf, Martin-Lutherplatz

14 November 2006

M(TV)ediale Verklärung

"Whatever is, is right" (Alexander Pope)
oder
Kulturindustrie ist die "willentliche Integration ihrer Abnehmer von oben" (Th. W. Adorno)

[Zur Verklärung ...]

10 November 2006

Gott ist tot!?


Auch mehr als 120 Jahre nach Friedrich Nietzsches Feststellung "Gott ist tot" ist das Verhältnis der spätmodernen, aufgeklärten Gesellschaft zur christlichen Religion und ihren Bildprogrammen nicht als erledigt zu betrachten und durchaus auch von einer gewissen Unsicherheit bestimmt. Offensichtlich ist, so Reinhard Hoeps, "auch nach dem Tode Gottes eine entsprechende Trauer- und Gedächtnisarbeit zu leisten". Eine Sonderausstellung mit zwölf Werken europäischer Malerei um und über Christus, begleitet von einer Podiumsdiskussion soll einen neuen Blick auf das Thema eröffnen.

Beides findet in der Situation Kunst statt, einem Gebäude-Ensemble im Park von Haus Weitmar in Bochum. Die Institution mit einer Dauerausstellung bedeutender Werke der Gegenwartskunst führt die Arbeit von Max Imdahl fort, der mit dem Aufbau der Kunstsammlungen auf dem Campus der Ruhr-Universität Studierenden den direkten Umgang mit aktueller Kunst und ihre Vermittlung ermöglicht hatte.

"Gott ist tot!?" Zwölf Werke europäischer Malerei um und über Christus vom 16. Jahrhundert bis heute, 18. Oktober 2006 - 11. Februar 2007, Situation Kunst (für Max Imdahl)
Nevelstr. 29c, Bochum-Weitmar

Für die Podiumsdiskussion am 2. Dezember 2006 ab 10.30 Uhr kann man sich bei Hilke Wagner anmelden.

05 November 2006

Arc d’Light – Lichtbogen

Das Goethe-Institut in Washington zeigt eine Ausstellung mit Werken der Malerin Nicola Stäglich und des Bildhauers Wulf Kirschner. Beide Künstler haben ähnlich lesbare Strukturen entwickelt, um sich in unterschiedlichen Medien mit der Dynamik und Semantik von Licht zu beschäftigen. In ihren neuesten Arbeiten wählt Stäglich Plexiglas als gleichsam immateriellen Malgrund, während Kirschner in Stahl wie in flüssige Farbe hineinarbeitet.

Arc d'Light / Lichtbogen, 8. November 2006 bis 31. Januar 2007, Goethe-Institut Washington D.C.

03 November 2006

Das European Media Art Festival wird 20

Das EMAF zählt zu den bedeutendsten Foren der Medienkunst. Als internationaler Treffpunkt für Künstler, Kuratoren, Verleiher, Galeristen und Fachpublikum hat es Thematik und Ästhetik der medialen Kunst entscheidend mitgeprägt. Jährlich bietet das Festival einen aktuellen Überblick mit Experimentalfilmen, Installationen, Performances, digitalen Formaten und hybriden Formen. Dabei reicht das Spektrum von populären Themen und formalen Experimenten bis zu provokanten Aussagen.

2007 werden der ›EMAF-Award‹ für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst, der ›Dialogpreis‹ und ein Preis für den besten deutschen Experimentalfilm vergeben. Neben den aktuellen Produktionen stehen Bestandsaufnahmen und Ausblicke im Mittelpunkt des Jubiläums. Wie hat die Digitalisierung die künstlerische Produktion verändert? Welche Auswirkungen hat dies für die Distribution und Vermarktung – aber auch für die Rezeption? Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen der künstlerischen und kommerziellen Medienproduktion? Haben sich diese auf Ästhetik, Formsprache und Inhalte ausgewirkt?

Informationen und Anmeldeunterlagen unter Call for Entries 2007.