Mindestens zum dritten Mal erzählt Bischöfin Käßmann nun ihre Anekdote vom in der Kirche Zigarre rauchenden Karl Barth. Dieses Mal ist sie wenigstens so ehrlich zuzugeben, dass es auch eine erfundene Geschichte sein könnte. So richtig entscheiden mag sie sich aber nicht. Einerseits fordert sie eine sinnlichere Kirche, andererseits möchte sie die Entscheidung über die dazu einzusetzenden Mittel in der Hand behalten. Zigarren (zumal wenn sie von Reformierten geraucht werden) sind verboten, Räucherstäbchen (von Lutheranern?) nicht so ganz. Da soll einer draus schlau werden. Ansonsten empfiehlt sich natürlich Pilgern wie das kleinbürgerliche Wandern zur Zerstörung der letzten verbliebenen Öko-Reservate heutzutage heißt. Am Besten eine Wanderung von Loccum nach Volkenroda mit verbitterten Hartz-IV-Empfängern und überlasteten Müttern, angesichts derer die Evangelischen ja traditionell Berührungsängste haben, wenn man Bischof Huber folgt. Das gibt dann einen tollen Mentalitätswandel in der Kirche, "um aus sozialer und geistlicher Milieuverengung herauszufinden" - vor allem wenn man missionsversessen den Mitwandernden das mit diesen Worten erklärt.
Ich bin es leid, jeden Tag den Unsinn dieser Medienbischöfe zu lesen. Haben sie nichts besseres zu tun, als die Medien mit Stereotypen zu bedienen? Vielleicht könnten alle evangelischen Bischöfe, Kirchenpräsidenten und Präsides eine Pilgerwanderung nach Trappistenart machen: mit strengen Schweigeregeln, harter Handarbeit und strengen Abstinenzregeln? Aber diese gemeine Phantasie versage ich mir.