Im Feuilleton-Kommentar der FAZ vom 26. März 2009 polemisiert Julia Voss gegen den documenta-Künstler Ai WeiWei, weil er sich allzu grobschlächtig für das Gute und gegen das Böse ausgesprochen hat. Das ist ihr gutes Recht.
Das gute Recht des Lesers ist es, darauf zu beharren, dass die Kunstkritikerin die Dinge kennt, über die sie schreibt. Das tut Julia Voss offenkundig nicht. Sie schreibt über Ai WeiWei: "Außerdem baute er noch aus alten chinesischen Holzstühlen eine Großskulptur, die beim ersten Unwetter pittoresk zusammenkrachte, auch das ein Erfolg." Ganz offensichtlich muss es geregnet haben, als Julia Voss auf der documenta war, weshalb sie sich den Besuch des so beschriebenen Werks erspart hat. Niemand, der es gesehen hat, käme auch nur im Geringsten auf die Idee, das Template wäre aus alten chinesischen Holzstühlen gemacht worden. Zwar gab es ein Gesamtkunstwerk mit 1000 alten chinesischen Stühlen, aber die verteilten sich über die documenta und konnten zum Sitzen und Diskutieren genutzt werden. Das Kunstwerk "Template", das Voss meint, bestand dagegen aus alten Holztüren, die der chinesischen Modernisierung zum Opfer gefallen waren. Und das ist dann doch etwas anders.