06 Januar 2008

Mut zur Vergänglichkeit

... fordert Philipp Blom in der ZEIT unter der Überschrift "Schafft die Museen ab!" Und er schreibt: "Was hat sich geändert? Wir haben uns geändert. Die Mittelklasse hat triumphiert, eine Klasse ohne Vergangenheit, dazu verdammt, über die eigene Schulter zu sehen. Von keiner Tradition gestützt, entdeckte das Bürgertum nicht nur seine Macht, sondern auch seine Schwerelosigkeit im Raum der Geschichte, und eine große Vergangenheit wurde zum notwendigen Ballast ... Eine »fette Zeit der Kulturgeschichte«, eine »goldene Zeit«? Nicht Maler und Schriftsteller, Musiker und Schauspieler vergolden diese Epoche, sondern Museen und Konzertsäle – Institutionen also, die Kunst verwalten und vermitteln, nicht aber schaffen ...Unser Umgang mit der Vergangenheit erinnert auf fatale Weise an das wissenschaftliche Team, das sich um Lenins einbalsamierten Leichnam kümmerte: Geschminkt und mit Chemikalien vollgepumpt, galt die Mumie den Genossen als Beweis, dass es die geniale Epoche wirklich einmal gegeben habe. In seiner posthumen Erstarrung war nur noch wichtig, dass der Verfall nicht fortschritt."

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